Calexico: Rudolstadt, Heinepark :: Border Music
Calexico stehen an diesem lauen Freitagabend inmitten der „wonderful greenery“ (Joey Burns) des festlich geschmückten Heineparks und begeistern mit ihrer“Bordermusic“ (Programmheft) ein im Prinzip fast grenzenlos begeisterungsfähiges Publikum, das kaum Tellerränder und Berührungsängste kennt. Willkommen beim „Tanz & Folkfest“, dem größten Folkfestival weit und breit. Anfangs hadert Joey Burns in der thüringischen Idylle noch mit dem Feedback – Hinweg du Fiepen! Der Deutschlandfunk überträgt live. Und mancher tritt an staubiger Stätte noch ein bisschen unentschlossen von einem Fuß auf den anderen. Vielleicht soll er ja doch seiner Braut ins Tanzzelt folgen – dort gibt man „Sordellina-Musik aus der Zeit des italienischen Barock“. Calexico sind diesem kunterbunten, profilstark oder besser noch bar besohlten, scheinbar endlos zwischen den Bühnen wandernden Fußvolk noch keine Helden. Doch sie arbeiten daran. Joey zieht seine Baseballkappe tiefer in die Stirn, geht in die Knie, zwinkert Partner John Convertino am Schlagzeug zu und lässt seine Elektrische singen. Paul Niehaus'(Lambchop) erlesen gespielte Pedal Steel greint hinten drein. Dem kommt keiner aus.
Mit ihrer Musik, die die mauergleich befestigte Grenze zwischen den USA und Mexiko überwinden kann, nehmen sie auch spielend das Hindernis windschiefer Erwartungen-auch wenn der Ansager diesen volkmusiktheoretisch interessanten Aspekt des Grenzganges etwas überbetont. Desert-Ambient-Malereien, die viel Ruhe und Konzentration erfordern, behält die Band dem Stammpublikum vor. An kraftvollen Balladen wie „Missing“ oder dem jazzigen „Fade“ mit seinem schwindsüchtigen Cornetsolo kommt hingegen keiner vorbei. Auf den Festivals arbeiten sich Calexico zielgerichtet zum Zugaben-, dem Fiestateil vor, der mit dem feierlichen „Stray“, dem wirbelnden „Crystal Frontier“, einer mexikanischen Fetenhymne und den so erhabenen wie tiefmelancholischen Mariachi-Bläsersätzen in immer neuen Höhen alsbald nur noch Begeisterung auslöst. Doch nicht nur seine Kapelle reift wie edelster Tequjlla, auch Joey Burns Deutschkenntnisse werden von mal zu mal besser. „Heiße Wafeln!“, frohlockt er angesichts des nahen Leckereienverkaufs.“Habt ihr Erdbeersoße? Ich komme gleich!“
www.casadecalexico.com
Mehr News und Stories