Camel – Pressure Points
Für das zweite Live-Album hat sich Gitarrist Andy Latimer, einzig überlebendes Mitglied der Camel-Urformation, die Rosinen aus den letzten fünf Studioplatten herausgepickt; PRESSURE POINTS könnte man so durchaus auch als „Best of“-Kompilation bezeichnen.
Der melodramatische Titelsong etwa stammt wie das politisch naive „West Berlin“ und „Fingertips“ von der letzten Studio-LP STATIONARY TRAVELLER. Das jazzrockige „Captured“ und die pseudo-klassische Komposition „Drafted“ kennt man vom ’81er Album NUDE – um nur die Herkunft von fünf der insgesamt zehn Titel zu erwähnen.
Cameis konzertanter Melody-Rock hat in all den Jahren fraglos erinnernswerte Klassiker hervorgebracht. Und vergleicht man einmal das mit Querflöte im Jethro Tull-Stil gehaltene „Rhayader“ mit dem schnörkellosen „Fingertips“, wird deutlich, daß die Entwicklung der Rockmusik, entgegen vielfach anderslautender Kritik, auch an Latimer nicht ganz spurlos vorübergegangen ist.
Die Live-Atmosphäre kann aber nicht darüber hinwegtäuschen, daß Cameis Songs und Instrumentals im Arrangement zu starr und festgelegt sind, als daß sich die Liveinterpretation merklich von der Studiofassung unterscheiden könnte.
Gänzlich fragwürdig wird ein Live-Mitschnitt aber, wenn (wie ganz offensichtlich bei „Captured“ geschehen) unliebsame Stellen nachträglich herausgeschnitten werden.
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