Camel – Raiaz
Seit seiner Gründung vor knapp 30 Jahren ist das britische Quartett Camel das Aushängeschild einer längst vergessen geglaubten Tradition – des sogenannten Art-Rock. Nach einer poppigeren Phase in den frühen 8oern kehrte die Band um Sänger, Gitarrist, Flötist und Komponist Andrew Latimer zu Beginn der 9oer-Jahre wieder 2u seinen lyrischen Progressive Rock-Wurzeln zurück, an denen die Gruppe auch auf dem aktuellen, 17. Album RAJAZ festhält. Sprich: Hier sind sie wieder, die endlosen Keyboard-Passagen, die gniedelnden Gitarren-Soli, die mystischwabernden Texte, die süßlichen Klangbilder von manchmal erschreckender Weltferne. Das ist Kanonenfutter für den aufgeklärten, modernen Rockliebhaher – doch wenn man sich auf RAJAZ vorbehaltlos einlässt und genügend Zeit zum Tagträumen mitbringt, wird man bald feststellen, daß Camel-Musik die beste Möglichkeit ist, um sich für eine Stunde aus der Realität zu verabschieden. Dafür sorgt schon der melodramatische Keyboardsound,die Ernsthaftigkeit in der üppigen Orchestrierung, Latimers zivilisationsmüdes Organ, das den geneigten Hörer auf eine spannende, abenteuerliche Reise mitnehmen kann-wenn er denn will. Zudem hat der 52-jährige Engländer auch diesmal wieder eine prima Formation zusammengebracht, die zumindest Proggie-Her-
zen höher schlagen lässt: Ex-Kayak-Keyboarder Ton Scherpenzeel, Fishs langl jahriger Schlagzeuger Dave Stewart “ und Ur-Camel-M.-’nn Colin Bass, der genau jenes Instrument bearbeitet, das ‚ wie sein Nachname heißt. RAJAZ ist Anachronismus pur. keine Frage. Aber mal ehrlich: Ist es denn schlimm, wenn man sich via Musik gelegentlich aus dem Hier und Jetzt ausklinken kann?
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