Can -Flow Motion

Mit diesem Album „Landed“ hatten die Can im vergangenen Jahr bereits die Abkehr vom freischwebenden Space-Rock signalisiert. Gleichwohl überrascht es, wie überaus konsequent sie nun das elektronische Klangbild der Melodieninstrumente in einen erdverbundenen rhythmischen Rahmen einpassen. In der Vergangenheit schien es oft so, als säßen experimentierfreudige deutsche Bands wie Can oder Tangerine Dream auf einer musikalischen Insel, ohne feste Verbindung zur übrigen Rocklandschaft; „Flow Motion“ bringt nunmehr den überfälligen Brückenschlag und die Brillanz, mit der die Can dabei zu Werke gingen, macht ihre neue LP zu einem Meilenstein europäischer Popmusik. Wenn man „Flow Motion“ ohne Vorwarnung antestet, stellt sich im Handumdrehen Verblüffung ein: Die Gruppe hat die drei attraktivsten Titel gleich an den Anfang der ersten Seite gestellt und tummelt sich in einem stilistischen Bereich, in dem man sie einfach nicht vermutet: „I Want More“, schon jetzt sein Single-Hit in Großbritanien, prägt satter funk, der schön losgeht und weit entfernt ist vom markbeherrschenden, weichgeklopften Disco-Soul; „Cascade-Waltz“ dreht sich im Walzertakt, wurde sicherlich mit einem Augenzwinkern aufgenommen und demonstriert die große Spielfreude, die die Can derzeit wohl auch bei sterilen Studioproduktionen überkommt; „Laugh Till You Cray, Live Till You Die“ schließlich, der größte Streich des Albums, ist eine Reggae-Nummer, die so gewitzt arrangiert wurde, daß sie sich wohltuend von obligatorischen Jamaica-Anklängen abhebt, die man mittlerweilse auf beinahe jeder neuen Rockplatte aufspüren kann. Früher hätte man nicht mal im Traum daran geglaubt: Can-Musik macht richtig Spaß und fordert sogar zum Tanzen heraus.