Can – Unlimited Edition

Ich bin ein Can-Fan, ich bin es seit langem und ich werde es vermutlich bleiben. Da kann selbst „Unlimited Edition“ nichts dran ändern. Man hörte in letzter Zeit öfter, daß es in der Gruppe kriselt, daß die Ziel- und Stilvorstellungen der einzelnen Musiker sich verschoben haben. Was also liegt näher, als in den gefüllten Archiven zu wühlen. Tja, und bei der Suche in den endlosen alten Session-Bändern stieß man auf Material, das jetzt als „unbegrenzte Ausgabe“ vor mir liegt. Material aus den Jahren ’68 bis ’75. Darunter Höhepunkte wie z.B. „Mother Upduff“, „Gomorrha“, „TV-Spot“, „Ukraine King“ und einige EFS-Nummern, aber auch absolute Wracks wie „Connection“ und fast die ganze erste Seite. Chefdenker Irmin Schmidt sprach vor ein paar Jahren von Improvisationen, die derart eigenständig und seltsam seien, daß dabei entweder ein Geniestreich entstünde oder aber totaler Schrott. Mit diesem Album beweist er eindeutig diese immer wieder zu Kontroversen führende These von damals.

„Unlimited Edition“ macht damit ein Ende und es den Zweiflern leichter: Das eine schließt das andere künftig nicht mehr aus. Ich frage mich, ob Can sich solche Platten erlauben kann. Die widersprüchlichsten Meinungen über die Gruppe dürften den Punkt erreicht haben, an dem man nicht mehr damit hausieren gehen und sie als Stilmittel ausgeben sollte. Wenn sie schon ihre Besinnungspausen mit solch minderwertigen Lückenbüßern auffüllen müssen, dann bitte nicht gleich mit Doppel-LP’s. Das Material hätte mit Mühe und Not EINE Platte ergeben.