Caspar Brötzmann Massaker – Die Nacht der schwarzen Folklore

Feedback und Verzerrerorgien sind so alt wie die Verstärker, die derartige Effekte möglich machten. Doch im Gegensatz zu den unzähligen Rockgitarristen, die sich seit Rete Townshend der fortschreitenden elektro-akustischen Möglichkeiten bedienen, erhebt Caspar Brötzmann den Effekt zum Grundsatz: Alles ist Klang. „Die Nacht der schwarzen Folklore“ ist der aberwitzige Soundtrack zu einem Film, den Klaus Kinski nicht mehr drehen konnte. Die vielzitierte „Wall Of Sound“ mutiert zu einem freiformalen Gebirge aus expressionistischen Geräuschen und monotonem Sprechgesang —- schaurig schön und unüberwindbar. Den Hang zum Atonalen hat der kühne Klang-Konstrukteur wohl vom Herrn Papa geerbt, dem verdienten Free-Jazzer Peter Brötzmann. Die konsequente Mißachtung jeglicher Tradition legt den Verdacht nahe, daß es sich bei Caspars Hardcore-Kollagen um eine Form von Kunst handelt, die man nur lieben oder hassen kann. Mittelmaß und musikalischer Extremismus lassen sich eben nicht vereinbaren.