Cast – The Complete BBC Sessions

Bei den La’s hatte Bassistjohn Powerwenigzu lachen. Da stand der rothaarige Struwwelkopf ganz im Schatten des Perfektionisten Lee Mavers und hatte keinerlei Einfluss auf die geschäftlichen wie musikalischen Geschicke der als legendärgeltenden Band. Weshalb er im Jahr 1993 ausstieg und Cast gründete. Ein Quartett, dem er als Sänger, Gitarrist sowie als Songwriter vor stand – und damit in genau die Rolle schlüpfte, die er zuvor bei The La’s so unerträglich fand. Wobei Cast zunächst nur das fortsetzten, was die La’s begonnen, aber nie weitergeführt hatten. Das Debütalbum all chance klang wie der sehnsüchtig erwartet zweite Teil von th e la’s und verkaufte sich- aufdem Höhepunkt des Britpop hervorragend. Semi-akustischer Sixties-Pop mit Ohrwürmern wie „Fine Time“, „Alright“ und „Sandsturm“, von denen sich die Gebrüder Gallagher so begeistert zeigten, dass sie Cast zu ihrer persönlichen Lieblingsband erklärten. Was allerdings nicht darüber hinwegtäuschen konnte, dass sie im Grunde sehr konventionell und berechenbarwaren. Das zeigtauch diese Doppel-CD mit Radio-Sessions für die BBC aus den Jahren 1995 bis 1999. die neben besagten Ohrwürmern und netten Überraschungen wie dem genialen Psychedelic-Rocker“Follow Me Down“ auch jede Menge Durchschnittsware enthält. Also rudimentärer Retro-Pop/Rock. ohne wirklich eingängige Melodien und vor allem ohne Originalität. Beim Gros der 25 Songs dümpeln Cast im musikalischen Konservativismus und haben wenig Ansprechendes zu bieten. Was auch nicht besser macht, dass hier einige Titel gleich in zwei bis drei unterschiedlichen Versionen auftauchen. Stattdessen nimmtdie Beliebigkeit überdiejahre konsequent zu. So ist gerade der finale Live-Mitschnittvon 1999, der auf den Songs ihres dritten Albums magic hour basiert, ein echtes Trauerspiel. Langweiliger Pub-Rock mit nervigen Sequenzer-Einlagen und Harmonien,dieesnicht einmal ins Kurzzeitgedächtnis schaffen. Die logische Konsequenz: Cast lösten sich im Jahr 2002 auf-undjohn Powertingeltwiedermitden reformierten La’s. Das nennt man Ironie. Oder auch Tragik.

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