CD-Platten
Kommen sie nun oder kommen sie immer noch nicht? Angekündigt sind sie jedenfalls für diesen Monat: die ersten vier CDs der Beatles-Edition der EMI. Wenn ja, dann kann man nur hoffen, daß die altehrwürdige Firma sich ihrem Renommee verpflichtet fühlt und die Pop-Klassiker in genauso optimaler Technik auf Digitalscheibe bringt wie letzthin etliches aus ihrem Klassik-Repertoire.
Die Konkurrenz gab sich ja nicht immer die größte Mühe. In den USA beispielsweise erschienen kürzlich dieselben Stones-Aufnahmen, die man bei uns auf dem HOT ROCKS I-Sampler als Stereo-Mix kaufen kann (London 820 141-2), wieder in lupenreinem Mono. Auf dem amerikanischen FLOWERS-Verschnitt (London CD 509/US-Import), der angeblich von den Original-Mutterbändern „digitally remastered“ wurde, findet man sogar ursprüngliche Stereoaufnahmen wie „Mothers Little Helper“ in elektronisch pseudostereofonisierter Version.
Meiden sollte man dringend auch die von der CBS neu auf CD veröffentlichten Stones-Sampler MADE IN THE SHADE, SUCKING IN THE SEVENTIES und REWING 1971-1984, die klangtechnisch weitgehend schlechter sind als dieselben Songs auf den komplett vorhandenen Original-CDs und wo diverse Aufnahmen sogar um ein bis zwei Minuten gekürzt auftauchen. Bei GET YOUR YA-YA’s OUT! nahm man für die US-CD (London NCD-5, bei Polygram in Hannover gefertigt!) wenigstens dasselbe Band wie bei der Rolling Stones-Collection von MFSL seinerzeit.
Kleine Firmen geben sich da — weil man’s von ihnen offenbar sogar erwartet — bisweilen mehr Mühe als die großen mit ihren teuren Studios. Bei Rhino etwa sind seit einiger Zeit CD-„Anthologies“ von Gene Pitney (RNCD 75896) und den Shirelles (RNCD 5897, beides US-Importe) erhältlich, für die man — so noch vorhanden — die Mehrspur-Originale neu abgemischt hat, weil man die bislang benutzten Bänder für nicht CD-würdig befand. Ebenfalls als Import der Firma Disco Box endlich erhältlich: das 1978 aufgenommene und schon bald wieder vom Markt verschwundene Debüt der Robert Cray Band WHOS BEEN TALKIN‘ (Charly CD 28). Dies erste ist womöglich sogar das beste Beispiel für die Blues-Künste von Meister Cray und seinen Kollegen.
Wer bislang nicht so recht glücklich wurde mit den Kinks-CDs der britischen Firma PRT (Besitzer des Pye-Katalogs), der wird sich angesichts der Neuveröffentlichung von FACE TO FACE (Ariola Import 880 223) wundern: Während die Ariola auf LP auch Stereoproduktionen der Ray Davies-Truppe wie ARTHUR, VILLAGE GREEN PRESERVATION SOCIE-TY und anderes nur in Mono bietet, sind jetzt auf der FACE TO FACE-CD immerhin acht der 14 Songs in Stereo-Mix zu haben. Verwunderlich nicht zuletzt deswegen, weil ausgerechnet dieser Kinks-Klassiker immer nur in Mono-Version auf schwarze Scheibe überspielt wurde.
Zwei CDs dürften für Blues-Fans von besonderem Interesse sein: Als Disco Box-Importe erhältlich sind jetzt T-Bone Walkers LOW DOWN BLUES (Charly CD 7) und der Elmore James-Sampler LETS CUT IT! (Ace CDCH 192). Wer immer noch nicht wußte, von welchen Platten Fleetwood Macs Jeremy Spencer, Destroyer-Chef George Thorogood und viele andere ihre Slide-Technik lernten, hier kann er es hören. Das berühmte Riff, mit dem Elmore James praktisch seinen Lebensunterhalt als Musiker bestritt, lernte er wiederum bekanntlich vom „1 Believe I’ll Dust My Broom“-Blues des legendären Robert Johnson.
Apropos Robert Johnson: Daß der nicht irgendein Anonymus, sondern der Komponist von Songs wie „Stop Breaking Down“, „Love In Vain“ usw. war, wird auch auf den jüngst publizierten Stones-CDs wieder unterschlagen. Dabei vertreibt dieselbe CBS immer noch die Platten des berühmten und für Generationen einflußreichsten Delta Blues-Originals!
Weil der Chefredakteur dieser Zeitschrift eine entsprechende Frage stellte, sei die Antwort auch den Lesern der Kolumne nicht verschwiegen: Die Liefersituation gestaltet sich bei CD nach wie vor noch recht undurchsichtig. Was da an Raritäten erscheint — so z.B. das MEGA 20 TRACK ALBUM von Jonathan Richman und seinen Modern Lovers (Beserkley BZCD 007) oder Whitney Houstons DAN-CIN‘ SPECIAL (japanische Arista 28RD-76), Dwight Yoakams GUI-TARS, CADILLACS, etc. (Reprise 925 372-2) oder LIFES RICH PA-GEANT von R.E.M. (I.R.S. DMIRG 1014) —, kauft man besser sofort. Teilweise schon seit vielen Monaten als deutsche Veröffentlichung angekündigt, kommt das oft nur als limitierter Import ins Land. All das soll sich ja in Kürze ändern — siehe Beatles!
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