CD-Platten

Weil Papier bekanntlich geduldig ist, sollte man auch nicht alles für bare Münze nehmen, was auf CD-lnlets gedruckt steht. Z. B. bei der HOT ROCKS VOL. 1 der Rolling Stones (London 820 141-2), bei der mehrere Songs („Time Is On My Side“. „Heart Of Stone“, „Play With Fire“ und „Get Off My Cloud“) nicht mono, wie da behauptet, sondern in Stereo-Abmischungen überspielt sind. Zum erstenmal ist sogar von einem im Archiv aufgespürten Band „Satisfaction“ in Stereo-Version zu hören! Bislang war dieser Hit immer nur als Mono-Mix auf allen Tonträgern zu haben – auch in der „audiophilen“ Stones-Collection von Mobile Fidelity Sound Lab! Grund genug für Stones-Fans, sich diese CD umgehend zu besorgen, denn die Überspielqualität ist (zumindest relativ gesehen) um einiges besser als auf bisher erhaltlichen Platten. Dasselbe gilt auch für einige Titel der HOT ROCKS VOL. 2-Kollektion (London 820 142-2).

Mit den Vinyl-Versionen weitgehend identisch, was die Klangqualität angeht, sind Bob Dylans EMPIRE BURLESQUE (CDCBS 86313). AURAL SCULPTURE von den Siranglers (CDEPC 26220) und Glenn Freys THE ALLNIGHTER (MCA 252297-2), alles Aufnahmen neueren Datums, die 1:1 übernommen wurden. Geringfügig besser klingen auf Silberplättchen SUZANNE VEGA (A & M 395 072-2) und Dylans Kanzelreden auf SLOW TRAIN COMING (CBCBS 86095), bei denen die Hochtonwiedergabe etwas besser als auf schwarzer Scheibe ausfiel.

Noch entschieden empfehlenswerter sind die Debüt-Platten von Everything Bul The Girl und Tom Petty, die jetzt als englische bzw. amerikanische Import-CDs vorliegen. EDEN (blanco y negro240 395-2) klang schon auf LP hervorragend.obwohl die im Vergleich zur CD einen merklichen Höhenverlust aufweist; dafür kommt auf Digitalplatte das Analogbandrauschen deutlicher zu Gehör. Erheblieh besser als auf Platte – und zwar in allen Frequenzbereichen – klingt auf der CD TOM PETTY AND THE HEARTBREAKERS (MCAD-37143). Die Analogpresser hatten das Erstlingswerk von 1976 in muffigem Transistorradio-Sound in die Rillen geschnitten. Jetzt kann man es in Master-Qualität hören.

Auf Grund der besseren Klangqualität ebenfalls empfehlenswerte Import-CDs sind SITTIN‘ IN von Loggins & Messina (Mobile Fidelity Sound Lab MFCD 829), das rundum gelungenste Album des Duos. DEJA VU von Crosby, Stills, Nash & Young (Atlantic 250001) und THE SLIDER von T. Rex (Marc D 503), das insgesamt 20Songs des Cosmic Punk-Rockers enthält und es so auf die erfreuliche Spielzeit von knapp 65 Minuten bringt. Elivs Costello-Fans werden dagegen nicht so verwöhnt: Die amerikanische CD-Version von ARMED FORCES (Columbia CK 35709) ist nur im Baßbereich ein wenig besser als die seinerzeit bei WEA gepreßte Analogscheibe. An Wohlklang für High Tech-Freaks war Costello im übrigen noch nie interessiert.

Mike Oldfield wohl schon eher. Von dem liegt THE COMPLETE MIKE OLDF1ELD (Virgin CDMOC 1) jetzt auch als Doppel-CD vor. Nur rauscht hier der Ausschnitt aus „Tubular Beils“ immer noch so fürchterlich, als sei die Aufnahme nicht 1973, sondern irgendwann in den 40er Jahren produziert worden. Eine klangkosmetische Korrektur hätte sicher nicht geschadet.

In einem anderen hat sie leider geschadet: Offenbar um das Bandrauschen zu reduzieren, wurden bei der Creedence Clearwater Revival-Anthologie CHOOGLIN‘ (Fantasy/Carrere 98.527) die Höhen so stark abgesenkt, daß damit auch die Klangbalance insgesamt verfälscht wurde. Ähnliches wurde in Einzelfällen – genauso erfolglos auch bei manchen historisch herausragenden Klassikaufnahmen praktiziert. Mit dem Resultat, daß dann ein Cello nicht mehr wie ein Cello und ein Flügel plötzlich wie ein Klimperkasten klang.

Zweifelhaft ist auch, ob für die CD von COSMOS FACTORY (in Frankreich bei MPO gefertigt, Bestellnr. Fantasy/Carrere 98.506) wirklich das Original-Masterband überspielt wurde. Denn im Vergleich zur MFSL-Analogplatte wirkt der Klang in den Höhen und Bässen komprimiert, und zweitens weisen etliche Songs höheres Bandrauschen auf als bei der Creedence Clearwater Revival-Anthologie CHRONICLE (Fantasy/Metronome 821 742-2), die vor einiger Zeit bei der PolyGram als CD veröffentlicht wurde! Sowohl das Bandrauschen als auch der Kompreß-Sound deuten darauf hin, daß mit einer Ü-Kopie der zweiten oder dritten Generation gearbeitet wurde, anstatt das originale Mutterband korrekt eingemessen auf Sony-U-Matic-Band zu transferieren.

Ein Tip noch für Rod SJewart-Fans. die über einen Player und etwas Kleingeld verfügen: Sowohl GASOLINE ALLEY (Mercury 824 881-2) als auch SING IT AGAIN. ROD (Mercury 824 882-2) sind auf der Silberscheibe klanglich mindestens zwei Klassen besser als in Vinyl-Version. Offenbar arbeitet man bei der PolyGram trotz aller CD-Hektik doch sorgfältiger als bei manchen anderen Plattenfirmen, die sich anscheinend nicht die Mühe machen, die Originalbänder aus dem Archiv zu holen!