Celeste

WOMAN OF FACES

Polydor/Universal (VÖ: 14.11.)

Die Soulsängerin macht Hoffnung, dass selbst der schwärzeste Kummer irgendwann vergeht.

Als Celeste 2020 im „BBC-Poll Sound of 2020“ ganz vorne landete, war die Schlagzeile gesetzt: eine neue Soul-Hoffnung mit Stimme zum Dahinschmelzen, irgendwo auf halber Strecke zwischen Amy Winehouse und Adele. Entsprechend schoss das Albumdebüt NOT YOUR MUSE 2021 sofort an die Spitze der britischen Albumcharts. Vier Jahre und eine Trennung später folgt nun das, was die Plattenfirma als „Neukalibrierung“ bezeichnet.

Und in der Tat haben sich die Voraussetzungen verändert. War am Debüt noch ein ganze Schar an Produzent:innen und Songwriter:innen beteiligt, reichte für WOMAN OF FACES einer aus: Jeff Bhasker, bisher musikalischer Live-Direktor bei Kanye West und Lady Gaga und einer der Produzenten hinter Harry Styles und Bruno Mars, war die richtige Wahl. Er verdichtet Celestes Soul-Sound, der auf dem Debüt bisweilen indifferent erschien, zu einem hochdramatischen Amalgan, das formvollendet Trauer trägt.

In der Tat haben sich die Voraussetzungen verändert

Das bedeutet, dass im Rerefenzraum neue Namen auftauchen. Bei den tränenschweren Arrangements des Titeltracks oder „Keep Smiling“ ist es der Soul einer Gladys Knight, an anderer Stelle kommen die Songs mit dem orchestralen Druck eines James-Bond-Soundtracks aus den 1970er-Jahren. Zurückhaltung ist auf diesem Album selten das Maß der Dinge.

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Man muss das in all seiner Gravitas aushalten können, aber das war ja schon immer eine empfehlenswerte Charaktereigenschaft von Soul. Tut man’s, wird man auf diesem Album einige Male belohnt: In „Carmens’ Song“ hören wir plötzlich eine Flöte, die einen entrückten Tarantino-Groove in den Song pumpt und irgendwie auch ein wenig Hoffnung, denn auch der schwärzeste Kummer vergeht irgendwann.

Diese Review erschien zuerst im Musikexpress 12/2025.