Cher – Bang, Bang: The Early Years

Als Salvatore „Sonny Bono die exotisch anmutende Cherilyn „Cher“ Sarkasian La Piere anno 1964 kennenlernte, war sie nichts weiter als ein singendes Backinggirl bei Produzentenpapst Phil Spector. Unter dem Pseudonym Bonnie Jo Mason hatte Cher mit „Ringo, I Love You“ eine Beatles-Hommage veröffentlicht, die bei Radiomoderatoren jedoch in Ungnade fiel, weil jene – durch Chers dunkle Stimme verunsichert – annahmen, hier stünde ein Transsexueller vor dem Mikrofon. Dennoch schaffte es Sonny Bono, für seine Angebetete einen Solovertrag beim Label Imperial herauszuschinden. Die Karriere des vermeintlichen Hippiepärchens Sonny & Cher, das sich für kurze Zeit auch mal Ceasar & Cleo nannte, gedieh parallel mit der Solokarriere Chers. Bang, Bang: The Early Years compiliert 18 Tracks aus der Ära 1964 bis 1967. Ihren größten Solo-Hit feierte die in Samt, Satin und Pelz gekleidete Halbindianerin mit „Bang, Bang“. Weitere Charthits lieh sich die spätere Schauspielerin und Ikone der plastischen Chirugie von Promi-Kollegen wie Bob Dylan („All I Really Want To Do“) oder Burt Bacharach („Alfie“) aus. Im weitesten Sinne psychedelisch – mit abenteuerlichen Tempowechseln und kryptischem Text geriet Graham Gouldmans „Behind The Doors„. Fast schon brillant mutet Ray Davies‘ „I Go To Sleep“ in der Cher-Version an. Durchweg beliebig tönen hingegen die Coverversionen von „You Don’t Have To Say You Love Me“,“Sunny“ oder“It’s Not Unusual“.AIs hochgradig kitschig und sentimental entpuppt sich schließlich „Mama (When My Dollies Have Babies)“ – das von Sonny gezimmerte Frauenbild entsprach mit den drei Ks (Kirche, Kinder, Küche) dem eines sizilianischen Patriarchen. Sicherlich war das mit ein Grund, weshalb sich die Langzeitüberlebende des Pop im Jahr 1974 entschloß, ähnlich wie ihre Kollegin Tina Turner, sich von ihrem einstigen Herrn und Meister zu trennen.