Chick Corea – Solo Piano – Originals; Solo Piano – Standards

Betrachten wir die Diskographie von Chick Corea genauer, so fällt auf, dass der Pianist immer wieder Auszeiten vom Ensemblespiel nimmt, um sich, ohne Netz und doppelten Boden, solo dem akustischen Flügel zu widmen. So auch auf seinen beiden neuen Veröffentlichungen, die bei einer Tour durch Skandinavien, die Schweiz und Japan aufgenommen wurden. Auf SOLO PIANO -ORI-GINALS 4 hören wir Auszüge aus seiner „Children’s Song“-Kollektion, klassische Adaptionen sowie seine Hits („Spain“, „Armando’s Rhumba“) und weniger geläufige Originale. Corea agiert wie eh und je. Einerseits verspielt, andererseits klar in der Formulierung musikalischer Argumente, pendelt sein Spiel zwischen technischer Brillanz und interpretatorischen Geistesblitzen. SOLO PIANO- STANDARDS 3 vereint Klassiker von Monk und Bud Powell sowie der großen amerikanischen Songwriter Irving Berlin, Cole Porter, Jerome Kern und Jimmy Van Heusen. Ein Gebiet, auf dem Kollegen wie Keith Jarrett und unlängst auch Herbie Hancock tiefer in die Materie eintauchten. Die Fähigkeit, Songs dieses Kalibers nach allen Regeln der Kunst zu zerlegen, um sie anschließend wieder in ihre ursprüngliche Struktur zurückzuführen, gelingt Corea hier nicht immer. Mit zwei ergreifenden Interpretationen von Monks „Round Midnight“ sowie der Jerome Kern-Komposition „Yesterdays“ lässt er hingegen durchblicken, was er in guten Momenten solistisch vollbringen kann. Im direkten Vergleich schlägt sich Corea bei den ORIGINALS besser.