Chris Farlowe – Out Of The Blue

Das war doch…richtig: „Rope Ladder To The Moon“, der Kerl mit der (is nu mal so) schweinischen Visage und der aberwitzigen Stimme zweifellos einer der eindrucksvollsten Sänger der Rockgeschichte. Mit den „Thunderbirds“ fing in den 60ern alles an, 1966 hatte Farlowe dann mit der Jagger/Richards-Komposition „Out Of Time“ seinen einzigen britischen Number-One-Hit. Auf einen Abstecher zur Gruppe Colosseum (kolossale Zeiten von „Stormy Monday“ bis „Walking In The Park“) folgten Gastspiele bei Atomic Rooster und 1982 dann beim „Olympic Rock & Blues Circus“.

„Pigface“ Farlowe versuchte sich als Geschäftsmann, endete 1984 mit einem Laden für Nazi-Andenken in der wohlverdienten Pleite und ließ sich unlängst von dem auf R & B spezialisierten Produzenten Mike Vernon (Ten Years After, Savoy Brown, Chicken Shack) „out of the blue“ ins Studio locken. Ebenfalls anwesend: Pete Wingfield (Keyboards, vor allem Orgel), Alvin Lee (Gitarre – nicht einmal nur routiniert!).

Eine Exkursion durchs Evergreen-Museum, Abteilung Rhythmus und Blues – von A („Ain’t No Love In The Heart Of The City“) bis W („Watch Your Step“). Chris röhrt sich auf Leslie-gequirlten Hammond-Teppichen an satten Bläsersätzen entlang – mit Vorliebe durch Balladen.

Daß er seiner Reibeisen-Kehle dabei „mehr denn je“ abverlangen soll, ist PR-Erfindung; die folgende Plattheit ein dickes Ei: „Wer nach dem Genuß von (es folgen drei Titel) die Qualiäten eines wirlichen Sängers noch immer nicht erkennt, dem ist wohl nicht mehr zu hellen“ (Platten-Info). Wie hilft man dem, der unverfroren den soliden R & B-Handwerker von 1985 über die ungebändigte Stimmgewalt des Chris Farlowe der „Skelington“-Ära (um 1970 mit Colosseum) stellen will?

Gegen die solchermaßen hochgejubelte Platte ist damit natürlich nichts gesagt.