Cold Chisel – Circus Animals
Wo gibt es in Europa oder in den USA noch eine Gruppe, die harten, ideenreichen Rock zu produzieren weiß? Wo?! Keinen sterilen, gebolzten, nur lauten Mist, wie wir ihn seit Jahren von… (bitte einsetzen)… vorgesetzt bekommen, sondern: s.o.!
Also müssen wir unsere Ohren bis nach Australien zerren, um dort Cold Chisel nachträglich (eine Schande!) zu entdecken. Seit Jahren sorgen jene Kraft-Koalas „down under“ für schlagkräftigsten Power-Sound, bei dem auch das Gehirn noch mit 100 Prozent beteiligt ist. Nicht von ungefähr kletterte ihre Live-DoLP SWINGSHIFT im März bis auf Platz 5 der weltweit geschätzten ME-Kntiker-Tips. Und CIRCUS ANIMAIJ3 ist noch eine Ecke besser!
Herauszuheben ist nur „Forever Now“, weil’s ein bißchen zu poppig geriet und folglich aufs Negativkonto geht. Jeder andere der zehn Songs erhält fünf Sterne. Ob das nun ein Mords-Rocker wie „You Got Nothing 1 Want“ ist oder „When The War Is Over“ (langsam und kräftig) – völlig egal. Harte Rockmusik überall: Mit der Intelligenz, ein Klavier noch präzise einzusetzen und es nicht als letzten Dreck in eine Studioecke abzudrängen; mit klugen Tempowechseln, die nicht wie Lego zusammengenoppt, sondern voll aus – bzw. eingearbeitet sind; mit einem Sänger Jim Barnes, für den bloßes Gebrüll ein Fremdwort ist; mit Gitarristen, die es nicht nur in den Fingern sondern auch im Kopf haben. Viele sogenannte „Heavy-Kapellen“ müßten peinlich berührt sein, wenn sie sich mit Cold Chisel vergleichen. Sollten sie mal in einem europäischen Vorprogramm spielen, tut mir der Hauptact schon jetzt leid.
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