Colin McRae Dirt
Another One Bites The Dust
Auch virtuelle Autorennen machen mit Staub, Schmutz und Blechschäden einfach mehr Spaß.
Schmutz und Dreck sind geradezu existenziell für die Popkultur. Alice In Chains setzten zu Beginn der Neunziger Jahre mit dem Album DIRT ein kaputtes Statement für eine ganze Generation langhaariger, schlecht gelaunter Flanellhemdenträger. Michael Jackson besang die schmutzige Diana. INXS hielten es beinahe päpstlich mit „Kiss the Dirt“, Tocotronics Jan Müller hat ein launiges Nebenprojekt namens Dirty Dishes. Der texanische Künstler Scott Wade malt vergängliche, aber umso beeindruckendere Kunst auf staubige Autoscheiben (www.dirtycarart.com). Andere Menschen malen mit Dreck auf Leinwand. Und irgendwer hat mal behauptet: „Malerei ist nur die Anordnung von Dreck.“ Unsere Mütter interessiert diese heilige Sicht der schmutzigen Dinge freilich herzlich wenig – immer muss man sich die Füße abputzen. Kinder, die in Pfützen spielen, werden zu Ferkeln degradiert. Und vor allem der Nachbar, der sonntags sein Auto poliert, fürchtet nichts mehr als Schlamm, Staub und Schmutz. Dabei hat dieser nicht nur eine ganz eigene Ästhetik, sondern kann auch eine Menge Spaß bringen – vor allem in Verbindung mit Fahrzeugen. Colin McRae Dirt (Codemasters, PS3, Xbox 360, PC) macht es vor: Autorennen sind spannender, wenn es ordentlich staubt und schottert. Die Beschimpfungen, die man sich für seine Gegner (seien sie nun virtuell, online oder nebenan auf dem Sofa) ausdenkt, werden gleich immer schmutziger. „Friss Staub“, hört man sich hämisch zischen, wenn man aus der Kurve herausbeschleunigt. Doch vor allem gegen Computergegner und begabtere Mitspieler merkt man schnell, dass trotz der schmutzigen Piste ein einigermaßen sauberer Fahrstil von Vorteil ist: Wenn man sich leichtfertig auf Abdrängmanöver und kleinere Crashs einlässt, zieht man allzu oft den Kürzeren, und die virtuellen Gegner sind schneller zurück auf der Strecke. Das eine oder andere lustvoll ausgetragene Gerangel sollte man sich trotzdem gönnen, denn der Schaden, den die Dreckschleudern nehmen können, ist grandios realistisch. Kleine Beulen und Kratzer sind eher kosmetische Schäden und nehmen kaum Einfluss auf das Fahrverhalten, doch wer Pech hat, muss die halbe Strecke mit verzogener Spureinstellung bewältigen oder bleibt gar mit Achsbruch liegen. Derart realistisch, bringt dieser Racer sehr viel Spaß und stellt sogar den Konkurrenten „MotorStorm“ in den Schatten. Fehlt nur noch ein virtueller Scott Wade, der hinterher Porträts der Sieger in die verdreckte Heckscheibe kratzt.