Colosseum II – Strange New Flash

Colosseum gehörte Ende der 60er, Anfang der 70er zu meinen absoluten Favoriten. Um jetzt „Strange New Flesh“ Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, habe ich sie inzwischen mindestens zwanzigmal gehört. Da außer Jon Hiseman (drums) niemand von der damaligen Besetzung (zur Erinnerung: Greenslade, Clempson, Farlowe, Heckstall-Smith) in der neuen Formation mitmischt, hatte ich so meine Zweifel. Wobei ich ausdrücklich betonen muß, daß die verklärende Erinnerung an die Ur-Formation keine Rolle spielte. Colosseum II hat bis auf den Drummer keine Gemeinsamkeiten mit dem großen Vorgänger. Bezieht man diese Erkenntnis in seine Überlegungen mit ein, kann man, ohne zu vergleichen, herausarbeiten, was diese Platte zu bieten hat: Bis auf Hiseman’s Schlagzeug-Virtuosität nur Durchschnittliches. Können die Instrumental-Leistungen noch halbwegs überzeugen, hört es beim Gesang jedoch schlagartig auf. Es ist einfach müde, was Mike Starrs da ins Mikro schickt. Hiseman ist nach wie vor ein ausgezeichneter Musiker, hat aber offensichtlich keine sichere Hand bei der Auswahl seiner Leute und des Songmaterials, und so wurde es eine Platte unter vielen, wie schon Hiseman’s frühere Versuche mit der Gruppe „Tempest“. Laut eigener Aussage strebt Hiseman mit der neuen Gruppe keine Fortsetzung der Colosseum-Linie an, warum dann aber der verpflichtende und irreführende Name, der peinliche Vergleiche geradezu heraufbeschwört? Wirklich schlecht ist Colosseum II nicht. Gemessen an Colosseum „Jahrgang 70“ jedoch stimmt’s hinten und vorn nicht.