Colosseum – Valentyne Suite
Colosseum waren eine der wenigen Bands, bei denen künstlerischer Anspruch, dessen getreue Durchführung und der Zuspruch eines breiten Publikums Hand in Hand gingen. Ursprünglich startete die Band mit Chei Jon Hiseman (dr), Dick Heckstall-Smith (sax) und Tony Reeves (bg) als Absplitterung einer der vielen Bluesbreakers-Formationen von John Mayall, dem Colosseum sogar einiges aus dem Konzept der exquisiten BARE WIRES-LP stahlen. Doch mit James Litherland (g, voc) und Dave Greenslade (keys) entwickelten Colosseum sinnvoll weiter: War das Debüt THOSE WHO ARE ABOUT TO DIE eine gelungene Mixtur aus Jazz und Rock, so wurde diese Mischung in der VALENTYNE SUITE noch um klassische Formen erweitert – etwa durch die Greenslade’schen Keyboards oder durch die Struktur des Titelstücks, das die volle LP-Seite zwei einnahm. Seite eins wartete mit komplexem Blues-Rock in The Kettle“ auf, nur vom Trio Hiseman, Litherland und Reeves gespielt. Reinen Blues mit zusätzlichen Bläsern gab‘ s in „Butty’s Blues“, während „Elegy“ sogar Streicher in sehr erträglicher Form vorführte: Wendig, integriert und nicht als Füllsel. Schließlich noch The Machine Demands A Sacrifice“, von PeteBrown getextet; musikalisch widersprüchlicher Rock, mit dem ich bis heute nicht warm geworden bin. Auf jeden Fall aber war VALENTYNE SUITE, gerade für dasJazzrock-Hochjahr 1969, eine ziemliche Erleuchtung. Denn Colosseum schafften es spielend, ihre großartigen instrumentaltechnischen Fertigkeiten nicht elitär, sondern in allseits nachvollziehbaren Songs zu verwirklichen. Und anders als etwa bei Chicago wirkten die (oft im Studio verfielfachten) Bläsersätze von Heckstall-Smith in den Bandrahmen einbezogen und keineswegs aufgesetzt. Und Jon Hiseman’s Schlagzeug: Stets im Vordergrund, nie aufdringlich und wunderbar perlend. Einen winzigen Abstrich mußte man allenfalls bei James Litherland’s (relativ seltenem) Gesang anmerken. Dies verbesserte sich 1970, als Dave Clempson (g) und Sänger Chris Farlowe zu Colosseum kamen, weshalb das Album DAUGHTER OF TIMER hier ebenso gut hätte besprochen werden können wie VALENTYNE SUITE …
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