Count Bishops – The Bishops Live

Einer von ihnen hört auf den Namen Dave Tice und verfügt über ein Reibeisenorgan, um das ihn jeder schwergewichtige LKW-Akkordfahrer maßlos beneiden würde. Und der, der sich bescheiden Johnny Guitar rufen läßt, hämmert auf besagtem Instrument derart wild und trotzdem gekonnt herum, daß man um die Gesundheit seiner Mitspieler fürchten muß. Die Rede ist von der Band „Count Bishops“, die anstatt eine zweite Studio-LP vorzulegen, eine Live-Scheibe abgeliefert hat. Über den Stellenwert von Live-Longplayern kann man unterschiedlicher Ansicht sein; in diesem Fall gehört verrauchte, lebensnahe Atmosphäre einfach dazu, denn es wartet massivster Rock ’n’Roll darauf, abgespielt zu werden.

Einer Menge durchgeistigter Zeitgenossen wird dieses kulturell ach so wertlose Zeug bitter aufstoßen und sie weiter unvermindert verklemmt Erleuchtungen in unerreichten Sphären suchen lassen. Andererseits sollten alle, die Hirnrissiges Marke „Rainbow“ für das Gelbe vom Ei halten, mal bei den Bischöfen reinhören. Hier wird innerhalb von 40 Minuten schnörkellos und beinahe exemplarisch aufgetischt, was Rock’n’Roll ist und immer sein wird: Aggressivität, Witz, Fun und nicht zuletzt auch Nachdenkenswertes. Die vier Kaputzenmänner greifen unter anderem auf Altbewährtes a la Route ’66“ zurück und beweisen, daß man über tes a la „Route 66“ zurück Lichtgeschwindigkeit aufs Publikum zurasen kann. Sicher, ein Schuß Chaos darf nicht fehlen, so bei „Candy“ geschehen. Daß hier überhaupt noch ein Schlagzeugsolo eingebaut werden konnte, hat mich dann doch erstaunt.

Auch wenn sich die vier Kirchenmänner hin und wieder überschlagen (im Spielrausch vermutlich), blitzt immer wieder Virituoses auf. „Baby You’re Wrong“ unterstreicht dies durch ein exzellentes Zusammenspiel aller Beteiligten, sowie durch reizvollen Tempowechsel. Hört sich alles gewaltig an, ist es aber gar nicht; man könnte sagen „It’s only Rock’n’Roll“ nicht mehr und nicht weniger, nur’n bißchen besser als manches, was sonst unter diesem Begriff rangiert.