Daft Punk

Tron Legacy

Walt Disney Records/EMI VÖ: 10. Dezember 2010

Die Macher des besten und wichtigsten Albums der Neunziger als Soundtrack-Lohnschreiber für den Disney-Konzern. Keine gute Idee.

Die potenziellen Plädoyers der Verteidigung dieses wohl größten Corporate-Musikmists der letzten zehn Jahre sind ebenso durchsichtig wie haltlos. Tron Legacy, werden sie sagen, sei ja gar kein „richtiges“ Daft-Punk-Album, sondern „nur“ ein Filmsoundtrack. Das ist ebensowenig ein Argument für diese Platte wie der Hinweis, dass Track 12 nur darauf wartet, von Breakbot oder Justice remixed zu werden.

Wir halten dagegen, wenn Tron Legacy kein richtiges Album ist, sondern nur ein Soundtrack, dann darf es halt auch nicht als Album veröffentlicht werden. Was Guy-Manuel de Homem-Christo und Thomas Bangalter zusammen mit einem 100-köpfigen Orchester in den Air-Lyndhust-Studios in London aufgenommen haben, ist Gebrauchsmusik. Für diese wahrscheinlich eine bedrohliche Wirkung erzeugen wollende Orchestermusik wäre im 21. Jahrhundert noch nicht einmal ein Orchester nötig gewesen.

Es ist unklar, welche Rolle Daft Punk dabei überhaupt gespielt haben, der ohnehin sehr geringe Anteil der Elektronik an dieser Musik wird von der undurchdringlichen Wand aus Orchester noch mehr in die Bedeutungs­losigkeit verwiesen. Das Schlimmste an Tron Legacy aber ist, dass Daft Punk damit eine üble Kitschmusik geschaffen haben, die in Wahrheit Kunst sein will.

Angesichts dieses Soundtracks erscheint Human After All (2005), das missverstandene letzte Daft-Punk-Album, im glänzendsten Licht. Die Macher von Homework, dem besten und wichtigsten Album der Neunzigerjahre, als Lohnschreiber für den Disney-Konzern – keine gute Idee.