Damien Jurado – Rehearsals For Departure
Eine gezupfte akustische Gitarre, eine traurig wimmernde Mundharmonika und eine weiche Stimme, die dank ihrer Zurückhaltung tief unter die Haut geht – das genügt Damien Jurado, um mit „Ohio“ ein Album-Meisterwerk zu eröffnen. Manchmal klopft ein Schlagzeug noch einen unaufdringlichen Beat dazu, und ein andermal quäkt eine Concertina oder ein altes Mellotron. Derart ehrliche Folk-Kunst bot bislang fast nur Bob Dylan (auf seinen ersten Platten), nur klingt das hier bei Mr. Jurado alles viel zeitgemäßer. Eigentlich ist der Songwriter ein Kind des Post-Punk und fand mit seinem Umzug nach Seattle zunächst ausgerechnet bei dem legendären Grunge-Label Sub Pop eine musikalische Heimat. Schon dort verlegte er sich aber auf kargen Folk. Nur scheinbar steht der in krassem Gegensatz zur Wut des Punk und Grunge. Denn bei näherem Hinhören finden sich erstaunlich viele Gemeinsamkeiten: Auch Jurado, der schon im Vorprogramm von Beth Orton und Robyn Hitchcock überzeugen konnte, verströmt grenzenlose Verzweiflung und eine kaum hörbare, aber dafür umso tiefer empfundene Hoffnung, daß alles besser werden wird. Das weckt natürlich Erinnerungen an Nick Drake oder Tim und Jeff Buckley – drei äußerst sensible Folk-Poeten, die dem Leben nicht gewachsen waren und ein Ende fanden, noch bevor ihr Genie sich ganz entfaltet hatte. Für Damien Jurado sollten wir freilich nicht gleich so schwarz sehen, aber er sollte auf sich aufpassen. Seine offen zutage tretende Verletzlichkeit und die Bereitschaft, sich restlos in seinen Songs zu verlieren, könnte sich nämlich irgendwann gegen ihn wenden. Doch genau das ist auch der Grund, warum sein eindringlicher Neo-Folk uns Zuhörer so fesselt.
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