Das Brot des Bäckers

Regie: Erwin Keusch Hauptdarsteller: Bernd Tauber, Günther Lamprecht, Maria Lucca, Sylvia Reize, Anita Lochner, Manfred Seipold „Liebe, Brot, Betriebswirtschaft“ könnte man in Anlehnung an Gina Lollobrigidas Filmerfolge von vor 20 Jahren diesen erstaunlichen Erstlingsfilm des jungen schweizer Regisseurs nennen. Er erzählt vom Bäckerjungen Werner, seiner Lehrstelle in der süddeutschen Provinz, ersten Liebesversuchen und dem Einbruch der Industrie in ein nur scheinbar sicheres Handwerk. Werner will Bäcker werden, und er sagt auch warum: „Ich eß‘ gern gutes Brot“. Er findet — ein Wunder fast bei der gegenwärtigen Jugendarbeitslosigkeit — eine Lehrstelle in Meister Baums Backstube. Dort lernt er den Beruf gründlich kennen (auch im Kino erfährt man viel von diesem Handwerk) und erlebt hautnah Sorgen des Meisters, dem die Konkurrenz der Supermärkte immer näher auf den Pelz rückt.

Erwin Keusch hat aber nun beileibe keinen Aufklärungsfilm über das Berufsbild des Bäckers gedreht, sondern einen genau beobachtenden lustigen Film, der über die Arbeitswelt, die Provinz und die Träume junger Leute zwischen Blätterteig und Kino-Abenteuer mehr aussagt als so mancher Langweiler im Fernsehen. Dabei vergißt Keusch nicht, daß man im Kino unterhalten sein will. Er spart nicht mit komischen Einschüben — läßt nicht einmal, wie naheliegend, eine Tortenschlacht aus — und hat so hübsche Einfälle wie diesen: Um einen größeren Auftrag in Eile und mit wenig Arbeit zu erledigen, kaufen die Lehnungen heimlich im Supermarkt das Sonderangebot von Brötchen auf und bringen es — mit Gewinn, versteht sich — in der Bäckerei in den Handel. Der ernste Hintergrund einer so heiteren Episode bleibt nicht im Dunkeln: Die Brot- und Brötchenfabriken mit ihren „Semmelstraßen“ und hochgezüchteten Rührmaschinen können billiger liefern als der gute alte Handwerksbetrieb, dessen Chance anscheinend in der besseren Qualität liegt. In manchen Szenen erinnert Erwin Keuschs erster Spielfilm an so hoch gelobte Filme aus den USA wie George Lucas „American Grafitti“ oder Peter Bogdanovichs „Letzte Vorstellung“. Ein großes Lob für den Bäckerfilm.