David Bowie :: David Live/ Stage

Pop: Zwei Konzertmitschnitte des Wandelbaren aus den siebziger Jahren.

Auch ein Pop-Oppositioneller wie David Bowie entging in den Siebzigern nicht jenem Boom, der mehr als drei Dekaden später heftiges Stirnrunzeln beim Musikkonsumenten nach sich zieht: auf vier LP-Seiten ausgewalzte Konzertmitschnitte. Doch Bowie wäre nicht Bowie, wenn er nicht auch bei solch schnöden, dem Mammon verpflichteten Produkten ins Experimentieren geriete, wie die beiden nun sowohl als Doppel-CD als auch DVD-Audio vorliegenden Fallbeispiele unter Beweis stellen. LIVE, im Juli 1974 im Philadelphia Tower aufgenommen, war Bowies erstes Live-Album. Der zu diesem Zeitpunkt schwer kokainabhängige Künstler nutzte das Album, um sein Faible für bläsergetriebenen, streicherverliebten Philly-Soul zu inszenieren. Mit einer Sessionband, u.a. Saxophonist David Sanborn, Gitarrist Earl Slick und Bassist Herbie Flowers im Bühnengraben, und unter der Leitung des kürzlich verstorbenen Arrangeurs und Oscar-Preisträgers Michael Kamen bringt Bowie seine broadwayverdächtige Parabel DIAMOND DOGS auf die Showbühne. Der Reissue enthält erstmals das komplette Tracklisting mit „Panic In Detroit“, dem Ohio-Players-Cover „Here Today, Gone Tomorrow“ und dem in dieser Version unveröffentlichten „Space Oddity“. Vier Jahre später präsentierte sich der mittlerweile wieder in Europa beheimatete Bowie mit dem etwas zerstückelt wirkenden Tournee-Journal STAGE weit weniger kreativ. Es lag nicht an Bowies abermals neuer musikalischer Ausrichtung mit Wurzeln in der deutschen Elektronik, auch nicht am Begleitensemble mit Violinist Simon House, Pianist Sean Mayes sowie den Gitarristen Adrian Belew und Carlos Alomar, daß nicht so recht Schwung kommt in den komprimierten Auszug aus den beiden Studioalben LOW und HEROES, sowie einem Best-Of der vorangegangenen sechs Jahre. Da können die zwei Bonuscuts („Be My Wife“, „Stay“), Tony Viscontis digital remasterter Stereo-Mix und der nagelneue DTS/Dolby Digital 5.1 Surround Sound nichts daran ändern.