Dee Dee Bridgewater – Red Earth

Es kann ja manchmal selbst dann so richtig streng nach musikalischem Tourismus riechen, wenn Jazz-Berufene plötzlich ihre Urahnen zu hören glauben. Dann schnüren sie für einen kurzen Trip ihren Koffer, buchen einen First-Class-Flug nach Afrika – und stehen dann wie der Ochs vorm Berge, wenn sie es mit irgendwelchen exotischen Instrumenten und archaischen Rhythmen aufnehmen sollen. Durch solche Feldforschungsaktivitäten istdie in Memphis geborene Dee Dee Bridgewater auch bislang noch nicht aufgefallen. Wer aber jetzt ihr Album red earth hört, der fragt sich: Warum hat Bridgewatersich dafür nur so lange Zeit gelassen? Denn wie sie auf Anhieb in die Spiritualität und die facettenreiche Klangrituale Malis eingetaucht ist, darf getrost als kleines Wunder bezeichnet werden. Als ob sie nie etwas anderes gemacht hätte, kann sie es mit ihrem mal sanften, mal strahlenden Organ mit den Lokalgrößen wie der Sängerin Ramata Diabate“, dem Kora-MeisterToumani Diabat^unddem Virtuosen an der Mali-typischen Klampfe n’goni, Bassekou Kouyate“, aufnehmen. Im Land von Salif Keita und Kante“ Manfila feiert Bridgewater eine moderne Stammesparty nach der anderen, wirbelt sie zu den tranceartigen Rhythmen genauso herum, wie sie mit ihrem mitgebrachten Quartett um Bassist Ira Coleman für eine erstaunlich funktionierende Liaison aus Folklore und US-amerikanischerJazz-Kultur sorgt. So schlängelt sich eine beschwörende Flöte durch Wayne Shorters „Footprints“, wird in Nina Simones „FourWomen“ ein afro-amerikanisches Feuerentfacht. Und zum wahren Wahnsinn gerätder Rausschmeißer, Cene McDaniels „Compared To What“. Da packt Dee Dee Bridgewater ihre Röhre aus und duelliert sich mit den Vibes&Grooves, mit den Masterdrummern und einem Mali-Rapper, dass einem schlichtweg die Luft wegbleibt-vor Begeisterung. >» www.deedeebridgewater.com