Devo – Pinoeers Who Got Scalped

Zu Beginn ihrer Laufbahn wurden Devo als Witzfiguren belächelt wegen ihrer Klon-Kostümierung im Einheitslook mit gelben Overalls, Plastikhaarteilen oder auch mal Blumentopfen statt Hüten. Und der industrielle New-Wave-Beat der US-Amerikaner, der Kinderspielzeug, Heizgeräte und andere Alltagsdinge in Instrumente verwandelte, wurde auch als Gag aufgefasst. Dabei war es dem Quintett aus Akron, Ohio, durchaus ernst damit. Das zeigt schon der Bandname, der von der Theorie der „De-Evolution“ abgeleitet wurde. Dieses Denkmodell behauptet, dass sich die Menschheit rückwärts und nicht vorwärts entwickelt. Diese Anschauung eines Retro-Darwinismus, derzufolge wir Erdlinge im Herdentrieb einer normierten Gesellschaft zustreben, wird auf PIONEERS WHO GOT SCALPED noch einmal ausführlich ausgebreitet. Exakt 50 Tracks wiederholen auf dem 2-CD-Set die wichtigsten Stationen zwischen dem Gründungsjahr 1972 und der Auflösung in den frühen 90er Jahren. In diesem Rahmen erklingen neben allen zentralen Songs auch Raritäten, Alternativabmischungen und das brandneue, eigens für diese Compilation eingespielte“The Words Get Stuck in MyThroat“. Auf CD 1 finden wir Klassiker wie die Debütsingle und Kennmelodie „Jocko Homo“,“Uncontrollable Urge“ (von der LP-Premiere O: ARE WE NOT MEN? A: WE ARE DEVO!, die Brian Eno in Conny Planks Kölner Studio produzierte) und die Smash-Single „Whip It“, mit der Devo der kommerzielle Durchbruch gelang. CD 2 hingegen enthält leider nur mäßig interessantes Material aus der uninspirierten Spätphase der Combo. Devo-Fans können trotzdem gefahrlos zugreifen. Schließlich handelt es sich doch bei dieser Doppel-CD um die erste umfassende Anthologie der Elektropioniere. Und zudem entschädigt das großzügig bebilderte, 52-seitige Booklet, das fachkundig recherchierte Hintergrundinfos bereithält, auch ein wenig für die musikalischen Schwächen.