Devo – Q: Are We Not Men? A: We Are Devo!
Mongoloid he was a mongoloid/ Happier than You and me/ Mongoloid he was a mongoloid / And it determined what he could see/ Mongoloid he was a mongoloid/ One chromosome too many…!
(‚Mongoloid’/ Devo)
DEVO-Welt-Anschauung. Im Anfang lag das Ende. Rückwärts-Entwicklung. Genetische Veränderung/Mutation. Neu-Mischung der DNS/ Züchtung von Menschen.
D-EVOlution-These. Die äußerste Grenze unserer Entwicklung/Expansion ist erreicht. American Way of Life. Konsum/ Wegwerf-Gesellschaft. Das Konsumverhalten kann nur so weit gehen, wie es gegangen ist. Evo/Devo = Konsum/Verfall. Erreichen des Sättigungspunktes. Essen, viel essen, zuviel essen = platzen/auskotzen.
Die Gesellschaft muß ihre Grundideen/ ihr Verhalten neu überdenken/verändern.
Der Name DEVOlution stammt aus dem Horrorfilm ‚Island of Lost Souls‘ (1932), in dem Charles Laughton einen Mutanten züchtenden Wissenschaftler spielt.
Die Gruppe DEVO stammt aus Akron/Ohio (1973) und züchtet Neue Musik/Bilder. Quellen: Jahrelanges Fernsehen/obskure SF-Filme/Montage/DADA/Kitsch. „Die Stadt ist die Hauptquelle unserer Information. Die Dinge sind nicht, wie sie scheinen; auch nicht, was man über sie berichtet!“ (DEVO)
Die Hauptstärke des Phänomens DEVO besteht in einer beständigen Präsentation der Gruppe als ganzes Paket: Musik/ Bild/ Image/ Ideologie/ Sprache/ Film (zwei Filme sind bisher produziert: der Satisfaction-Promo-Streifen und „The Truth AboutDe-evolution“vonl975). Alles steht miteinander in Verbindung, bildet eine Einheit. Die sich verkaufen läßt.
Bands mit eigener Weltanschauung/Packung sind auf die Rock’n’Roll-Landschaft niedergegangen, platzen auf und breiten sich aus. RESIDENTS. CHROME. DEVO.
„Um den Menschen zu einem neuen Sehen zu erziehen, muß man alltägliche, ihm wohl bekannte Objekte von völlig unerwarteten Blickwinkeln aus und in unerwarteten Situationen zeigen…“ (A. Rodtschenko). Was der russische Konstruktivist Rodtschenko in den 20er Jahren über das Sehen sagt, gilt bei DEVO für das Hören. Für die Musik. Und das Bild. Des-Orientierung/ Verwirrung. Wohl Bekanntes wird unvertraut/ fremdartig gemacht. „Satisfaction“ als Bubblegum/Reggae-Mischung nach der De-evolution-Theorie 1977 von DEVO geschrieben und im Jahr 1965 von den Rolling Stones nachgespielt.
Experimente mit dem Rangfolge-System der Instrumente in der (traditionellen) Rock-Musik. Weg-Entwicklung von der Fokus-Musik. Das Konzept in der Rock-Musik: Der Gesang ist am lautesten, der Baß am leisesten. Man bestimmt durch den Mix das Gewicht, das der Hörer den einzelnen Instrumenten geben soll. Das melodische/lineare Konzept der Musik wird als äußerst wichtig angesehen.
Anders das DEVO/ENO-Konzept (ENO hat die Platte in Deutschland bei Conny Plank produziert): Das Schlagzeug und der Baß übernehmen mehr die Rollen der Stimmen, sie werden zu wichtigen Instrumenten. Sie sind teilweise sehr laut. Gleichzeitig bekommt der Gesang eine weniger bedeutende Rolle; die Stimmen werden als Rhythmus- und Percussionspart eingesetzt. Ver-unsicherung. Etwas Mysteriöses wird geschaffen. Für den Hörer ist nicht offenkundig, wo der Brennpunkt ist. Offenkundig ist, daß es eine Inter-Aktion zwischen den separaten Musik-Geschehnissen gibt. Von Zeit zu Zeit kommt ein Musik-Teil/Instrument in den Vordergrund, verschwindet wieder,und dann…
DEVO bricht mit unseren Rezeptions/ Hör-Gewohnheiten. Wir müssen nachdenken.
DEVO – das sind elektrische Sound-Bilder für Kopf und Körper. Musik, die aufblitzt. Bilderserien. Höhepunkte der Hysterie. White Light/ Heat Momente. Die Songs handeln von Affenmenschen, Dummköpfen, Gummi-Arbeitern, Mongoloiden und ähnlichen Exemplaren rück-entwickelter Menschen. Dazu ein hysterischer/zwitterhafter Gesang. Ein Synthesizer, der (menschliche) Kehllaute ausdrückt, Vogelgeschrei und Blutfluß. A-Harmonien/ Dissonanzen/ start-and-stop-Rhythmen haben einen unangenehmen Effekt. „Mongoloid“ riecht nach Krankenhaus; „Jocko Homo“ nach Zoo: „Sloppy“ nach Fischmarkt und „Too Much Paranoias“ schlägt Alarm in unserem Kopf – Chemie-gestank. Weitere Titel auf der LP: „Uncontrollable Urge“, „Praying Hands“, „Space Junk“, „Gut Feeling“, „Slap YourMammy“, „Come Back Jonee“ und „Shrivel Up“.
DEVOS „Neue Musik“ auf „Are We Not Men? We Are Devo!“ gibt der Rock’n’Roll-Musik einen Kick. Und uns! Man muß sie riechen/sehen und hören. Wenn man von der Schallplatte zur Video-Platte übergeht, wäre DEVO das perfekte Debüt.