Die Singles

Big Brother. Natürlich auch hier, im Singleskasten. Das ist schwierig in einem Monatsmagazin mit langem redaktionellem Vorlauf -aber ein Blick auf den Streichelzoo der Hirnverwesung tut trotzdem Not Jetüt nicht wegen Jungmillionär Zlatko-der bleibt auch als Neureicher immer noch das. was er vorher schon war. ein muskelbepackter Dummbeutel. 3000 Volt in den Armen, aber leider kein Strom in der Birne. Betrüblich, aber auch egal-Zlatko selbst merkt’s ja nicht. Wir aber merken uns die Gesichter der beiden Big-Brother-Moderatoren. Der extrem schmierlappige und hüftsteife Percy Hoven. Und dann natürlich Sophie Rosentreter, die immer so quakt, wie nur einer quaken darf-und der heißt Kernnit und ist ein Frosch. Bei MTV ist Sophie Rosentreter schon seit geraumer Zeit schmerzhaft talentfrei; bei seiner Demission aus dem Big-Brother-Haus annoncierte sie Zlatko mit „Hier ist der Held der Nation“. Da kommt jede Hilfe zu spät. Zu der bedauerlichen Big-Brother-Blase passt allerdings die erste Single des Monats. „Supergeile Scheiße“ (Polydor) (auf dem Cover steht „Scheine . lieber Wolfi ober“.Scheisse“ bleibt auch nach der Rechtschreibreform „Scheiße“) heißt das Machwerk, dladla Chlllcn heißen die Verantwortlichen.

deren Geräusche stammen aus dem Film „Erkan & Stefan“ – und wir streichen aus dem Singletitel das erste Wort und merken uns das zweite. (¿) Was allerdings kein Grund ist,jetzt popkulturellem Pessimismus anheim zu fallen. Denn ab dieser Zeile hier wird alles gut. Es regiert der Wohlklang. Es kommen Platten, die nach großem Pop duften. Und Texte, die einen beschwingt über Gänseblümchenwiesen tollen und die Gefühle Ringelreihen tanzen lassen. Erst mal aber kommt jetzt Smudo, mit einem Beitrag vom „Pop 2000“-Sampler. Sie wissen schon: Deutsche Künstler covern ihre liebsten tieder von anderen deutschen Künstlern. Smudo hat sich „Rudi“ (EMI)vonEx-Spliffer Herwig Mitteregger ausgesucht, einen Song mit einem psychotischen Text über schlimme Kreativitätslöcher bei Künstlern. Der Party-HipHopper als Neurosenkavalier. Ungewohnt. Und gut. (4) Gar noch besser als der Mann aus Benztown ist Paula, ein Duo aus Berlin, unterwegs. Zum einen im Clip – mit der bester) Funkmietwagen-Szene nach Winona Ryder in „Night On Earth“. Und zum anderen eben fern des Taxis: Mit ihrer Debüt-Single „Als es passierte“ (Orbit/Virgin) bewegen sich Berend Intelmann und Elke Brauweiler sehr charmant zwischen funky Handcia ps, Quietsche-Synthies, Jengel-Gitarren und elektrischen Beats. Dazu gibt’s einen romantischen Text, der vergangenen NDW-Zeiten huldigt. Macht zusammen: flotte Popmusik, die man gern auch zum nächsten Ausflug ins Grüne mitnimmt. (5) Eben dort, mitten in der Natur nämlich, liegen wir dann nach Einbruch der Dunkelheit auf dem Rucken, gucken in den Nachthimmel und inhalieren zur Musik von Element Of Crima selbstverständlich nur ausgesuchte Rauchwaren. „Irgendwo im Nirgendwo“ (Motor) heißt die neue Single, sie ist wunderschön und außerdem eine Auftragsarbeit für eine Theaterinszenierung von teander Haußmann am Schauspielhaus Bochum. Wobei letzteres dann doch nicht ganz so wichtig ist wie Song Nummer zwei: Der heißt „Immer nur geliebt“, Sven Regener lässt darin seine Trompete schmachten und singt das schöne Wort „Schnittchenschmierer“. Rock’n’Roll mit viel Gefühl, grandios bis großartig. (6) Was man ohne auch nur mit einer Wimper zu zucken von ftavls behaupten kann. Die sind immer noch so sympathisch, dass man sie sofort mit nach Hause nehmen und auf dem Sofa platzieren möchte und haben mit „Driftwood“ (Epic) jetzt eine weitere Single aus ihrem fabulösen Album „The Man Who“ am Start. Die ist sehr schön, aber nicht wirklich der Hit-der Hit ist eine Cover-Version. Fran Healy macht mit einem einfachen Mittel aus Britney Spears unterirdischem „Baby One More Time“ einen großen Song. (6) Ein Qualitätsprodukt kommt auch aus dem Hause Calcxlco. Auf „BalladOfCable Hogue“ (City Slang) passt exorbitant gut zusammen, was im Grunde nicht zusammengehört. Staubiger Western-Sound trifft französischen, chansonesken Gesang, und eine sehnsuchtige Mariachi-Trompete sagtauch noch „Guten Tag“. Das ist tres charmant und Musik, zu der man mit dem Stetson auf dem Kopf und einem Baguette unterm Arm durch Paris lustwandelt. Das mag einigermaßen exzentrisch aussehen, ist aber letztendlich nur das adäquate Outfit zum Sound. Chapeau, was sonst? (6) So, jetzt aber Schluss. Es gibt schließlich noch anderes im Leben als immer nur Singles, Singles, Singles.Zum Beispiel Sprengel-Erfrischungsstäbchen (huhu, Wolfi!). Pressekonferenzen mit Angela Merkel und die „Wunschbox“ mit Ingo Dubinski. Martin Weber Und Urlaub in Afrika (Anm.d.Red.).