Die Singles

ELEKTRO-POP 6

MADONNA

Music MAVERICK/WARNER BROS./WEA I Normalerweise hinkt Kylie Minogue ihrer Kollegin Madonna ja immer ein I bisschen hinterher, wenns um musikalische Entwicklungen geht. Mit ihrer Single „Spinning Around“ war Kylie Madonna aber ein Stupsnäschen voraus in Sachen „Wir kehren jetzt wieder zurück in die Disco der 80er Jahre“. Madonna macht das nämlich jetzt auch. Mit einem Unterschied: viel besser.“Music“, die erste lange erwartete Single von Madonnas noch länger erwartetem gleichnamigen Album (soll am 18. September erscheinen), hat Frau Ciccone mithilfe des neuen französischen Elektro-Wunderkindes Mirwais Ahmadzal aufgenommen. Und das Teil ist, ums mal so zu sagen, einfach der Hammer. Ein 8oer-Jahre-Retro-Elektro-Schlager mit fiepsenden, quackernden Synthies, schön antiquierten Disco-Stampf-Beats und einer Vocoderstimme, bei der es selbst Daft Punk schwindelig werden dürfte. Gut, Madonna, so ist „Music“ nämlich richtig, (ko) ^ www.madonnamuslc.com ELEKTRONIKA 6

MIRWAIS

Disco Science EPIC/SONYMUSIC Hohe Samplekunst regiert bei Mirwais, den wir spätestens seit der Madonna-Kritik links kennen dürften. Der Franzose bringt es auf seiner Single „Disco Science“ fertig, 8oer-Jahre-Quietsche-Elektronika mit einem Indie-Kracher der 90er Jahre – „Cannonball“ von den Breeders – zu verheiraten. Und das alles produktionstechnisch auf dem Niveau des Jahres 2000. State-of-the art, sagt man wohl zu sowas. Immer noch, (web) ROCK *

PLACEBO

Taste In Men VIRGIN Und jetzt zur singendsten Strumpfhose der männlichandrogynen Bauart, hin zu Brian Molko also, dem Sänger und Vorsitzenden von Piacebo. Mit den Seinen hat Er-Sie-Es-Brian den ersten neuen Tonträger nach dem Knalleralbum „Without You l’m Nothing“ am Start. Und der hat den mindestens ambivalent-programmatischen Titel „Taste In Men“ (Virgin) und ist, wie Freund und Kollege WolfiHertel (huhu Wolfil) schon per e-mail analysierte, „gar nicht so gut wie man vorher dachte“. Mol kos Micky-Maus-Stimme: schön und gut – aber die jingelnden Gitarren tendieren ob ihrer Unstrukturiertheit doch latent ins Nervige. Gut möglich, dass Brian Molko einfach nur die Nylons zu sehr im Schritt gekniffen haben. Demnächst sollte er also einfach eine Nummer größer ordern, und die Sache ist geritzt. Und aufs kommende Placebo-Album im September sind wir natürlich trotzdem gespannt, (web) ELEKTRON K 4

JIM! TENOR

Spell WARP/ZOMBA Großes Orchester, gefaketer Soul, aber irgendwie gut nachgemacht. Musik für Hirn, Herz und Hose, wie man so schön sagt. Mit imitiertem Weichspüler auf der Stimme. Und auch die: irgendwie prima kopiert. Von welchem Soul-Heroen auch immer. Mit anderen Worten: Jimi Tenor hat was Neues.“Spell“ heißt die Single des wohltemperiert spinnerten Finnen und ist das, was man einen „Mellow Groover“ nennt. Eingespielt mit dem Radiosinfonieorchester Lodz, passt das gute Stück prima zum Tanztee, Geschmacksrichtung Rooibush-Caramel. Schon probiert, meine Damen und Herren? Der ist gut für den Teint und macht einen schlanken Fuß.