Dieter Thomas Kuhn – Gold

Wieviel Spaß verträgt der Mensch? Darüber läßt sich natürlich schwer streiten, zu individuell ist die dosis lethalis. Da pilgern die einen auf cheesy Bad Taste-Trash-Schlagerparties und trällern bis in den frühen Morgen, im Kornfeld sei immer ein Bett frei. Andernorts gründen sich militante Untergrund-Wehren wider die Spaßkultur, die in diesen letzten Jahren des Milleniums ihren narkotisierenden Griff debil kichernd immer enger um die bundesdeutsche Nation schließt. Welche soziokulturellen Entwicklungen auch immer dazu geführt haben, daß der deutsche Schlager dieser Tage wieder seine fettig grinsende Fratze zeigt – fest steht: originell ist das ganze nicht mehr, und lustiger wird’s auf Dauer auch nicht. Jetzt legt Dieter Thomas Kuhn, der schlagbehoste Pionier des Schlager-Revivals mit GOLD seine dritte, Platte vor. Und darauf gibt es weitgehend genau das zu hören, was man wohl von Dieter erwartet, nur, gewinnt man den Eindruck, nicht mehr ganz so lust- und liebevoll als noch beim letzten Album. Dieter covert Klassiker (‚Über den Wolken‘ in einer gar feurigen Samba-Version, ‚Ich war noch niemals in New York‘ – nicht annähernd so ergreifend wie Udo Jürgens‘ Original -, ‚Aber bitte mit Sahne‘, ‚Über sieben Brücken‘ etc.), Dieter macht uns den Karel, den Carrell und den Maffay und jauchzt nach jedem Song ein schmachtendes „Dankeschöööön!“ in sein quietschendes Publikum. Denn nach sechs Studio-Tracks blendet GOLD in die dankbarere Live-Situation über, und da hört man sie dann mitsingen, die Massen, aus vollem Hals. Wer will da Spaßverderber sein, und die Hälse zählen, aus denen das alles raushängt? Genießen wir’s, hassen wir’s oder lassen wir es uns egal sein. Denn irgendwann in wohl nicht mehr ferner Zukunft werden uns die Spaßkulturschaffenden das 8oer-Jahre-Hairbands-Revival auftischen oder wir müssen uns die Hitparade der Volksmusik reinziehen, um lustig zu sein – und dann wird’s wirklich ernst.