Dieter Thomas Kuhn: Früher war nur Spaß angesagt. Den will der neue Kuhn noch heute-aber mit Tiefgang.


Dieter Thomas heißt jetzt nur jnoch Kuhn. Zwei lahre nach seinem Abschied auf dem Zenit des Erfolges (zwei von vier Longplayern vergoldet, eine Goldsingle, rund 600 Konzerte mit mehr als einer Million Fans) meldet sich der Mann mit dem inzwischen abgelegten Glitteranzug zurück. Und wird mit seinem neuen Album „Kuhn“ vielleicht ein paar alte Fans verprellen, aber garantiert neue dazugewinnen, denn Kuhns „neue deutsche Popmusik“ schließt die Lücke zwischen Wolf Maahn, Heinz Rudolf Kunze und BAP einerseits und Echt, Roland Kaiser und Technoquatsch feat. Roberto Blanco andererseits. Das Feeling ist gleich geblieben, Melodien und Texte aber sind dem Schlager entwachsen.

Auf dem Cover zeigt sich die einstige „singende Fönwelle“ aus Tübingen in schmucker Schwiegersohnpose, im Interview mit cooler Carrerabrille, halboffenem Hemd und Dreitagebart. „Es wäre doch lächerlich, nach sieben Jahren Schlagerspaß jetzt plötzlich ernst genommen werden zu wollen“, sagt er voller Selbsterkenntnis, „und wir wollen ja auch gar nicht Ernst machen, wir wollen Spaß haben!“ Autogramme schreibt er oft noch aus alter Gewohnheit als „Dieter Thomas Kuhn“, dann grinst er entschuldigend, „und die alten Knaller spielen wir natürlich auch live“, versichert er. Auf der Bühne steht im Herbst ein Lineup, das sich vor zehn Jahren bei einem Italiener als Quatschkombo fand und als Szenekult zusammenblieb: der „Kuhn-Haufen“, wie der 36-jährige nicht ohne Stolz sagt.

Ex-Masseur Thomas Kuhn (nur den Dieter hatte er hinzugedichtet) will immer noch das selbe: Spaß bei der Arbeit. „Wir haben ein Jahr Pausegemacht, dann ein Jahr an dem aktuellen Album gearbeitet. Jetzt wollen wir den Leuten wieder Spaß und Entertainment präsentieren“, sagt er. Die Neue Deutsche Welle lässt grüßen, wenn man ihn so reden hört: Gib Gas, ich will… Aber wie war das eigentlich, damals? Hat DTK die Schlagerfans nur verarscht?

„Ach was“, winkt er ab, „warum denn?“ Aus Geldgier jedenfalls wird er kein Brusthaartoupet angelegt haben, denn „mit 700.000 verkauften Tonträgern wird man nur reich, wenn man die Songs auch selbst geschrieben hat. Wir aber haben Schlager nachgespielt. Davon konnten wir gut leben, aber ausgesorgt habe ich noch nicht.“ Für „Kuhn“ hat sich Kuhn erstmals Songs schreiben lassen, und zwar wenig überraschenderweise nicht von der alten Garde der deutschen Schlagerfuzzis. „Die hätten das bestimmt gemacht, wenn wir gefragt hätten“, grinst er. „Aber wir hatten eine ganz bestimmte Vorstellung davon, wie das Album klingen sollte – melodisch und unterhaltsam, aber eben auch mit Tiefgang.“ Einziges Cover: Der Wallflowers-Song „One Headlight“, nun mit deutschem Text („Scheinwerfer aus“). Insgesamt ist „Kuhn“ ein Werk, dessen durchaus intelligenten Texten man zuhören kann, aber nicht muss.

www.dieterthomaskuhn.de