Dirty Pretty Things – Romance at short notice

Diese Band bleibt ein Mirakel. Zuerst hatte man ihr überhaupt nichts zugetraut. Dann kam das erste Album, das die schäbige Eleganz der Libertines beschworen hat – die Band, die einmal synonym war für die Indie-Rock-Boheme. Watekloo to anywhere, das Debüt der Dirty Pretty Things, hatte fast nur Hits – von „Deadwood“ bis „Wondering“. Es war Carl Barats Schritt aus dem gewaltigen Schatten Pete Dohertys, den dieser mehr aus „gesellschaftlichen“ denn aus musikalischen Gründen geworfen hatte. Das war Anfang Mai 2006. Fast 26 Monate später dann Album Nummer 2, und es stellt sich die Frage, weshalb dieselbe Band – Barät, Anthony Rossomando, Didz Hammond, Gary Powell – sich nicht entscheiden kann zwischen klassischem britischen Pop und banalem Durchschnitts-Rock, der eine Frechheit ist. Anscheinend wurden Dirty Pretty Things im Studio in Los Angeles die post-adoles2enten Flausen ausgetrieben. Was beim Debüt noch als künstlerische Notwendigkeit erschien, wirkt hier phasenweise wie designt: die Fahrigkeit der Kompositionen, die Ausgefranstheit der Interpretationen. Unfreiwillig komisches Bubblegum-Gestampfe („Hippy’s Son“) steht großartigem englischen Pop („Plastic Pop“) gegenüber; eine Großtat wie „Truth Begins“, die den besten Liedern der Kinks ebenbürtig ist, wird von einer Lieblosigkeit wie „Best Face“ neutralisiert. Und dann noch „Tired Of England“ eine patriotische Hymne auf England als Reaktion auf einen Streit Barats mit dem England-kritischen Sänger einer anderen Band. Musikalisch ein brillantes Stück Britpop, textlich an Schlichtheit kaum 2U unterbieten: „How com they be tired of England? They’ll never know the England that we know. Never know where the ones with the dreams go, no …“ Diese Band bleibt ein Mirakel. VO: 22.8.

www.dirtyprettythingsband.com »> STORY S. 26