Div. Künstler – No Nukes Muse AS 62 027

In Brokdorf hab‘ ich nicht vor Ort demonstriert, und im „Madison Square Garden“ war ich auch nicht, als dort die Musicans United for Safe Energy (MUSE) auftraten. Die Kraft, die in Atomen steckt, wag‘ ich nicht dankend abzulehnen (steckt sie nicht vielleicht gar in mir?), fallout will ich nicht, Öl wird mir bald zu teuer, die Sonne scheint hier nicht. Kapitalismus muß nicht sein, aber ist. Wenn was übrig ist an Kohle, wenn soundso viele LPs verkauft sind, geht sie an die Anti-Atomkraft-Bewegung in den US von A, an der Bonnie Raitt, Jane Fonda, Tom Hayden, John Hall, wohl alle anderen teilnehmenden Musiker und wer weiß? – am Ende sogar Jerry Brown teilhaben.

Worum es hier geht, das ist eine Dreifach-LP, Musik von allerhand Stars, Musik für einen Zweck. Zum größten Teil ist diese Musik nicht sonderlich aufregend (Raydio, Chaka Khan, Doobie Brothers), ein wenig altmodisch (Jesse Colin Young) oder gar peinlich (Crosby, Stills, Nash, Taylor und Simon). Aber sie ist schließlich für einen guten Zweck.

Daß die New Yorker zuhauf in den „Square Garden“ strömten, verdanken die MUSE gewiß Bruce Springsteen, und der ist neben Jackson Browne und Bonnie Raitt, der ganz große Lichtblick im anti-atomaren Musikeraufgebot. Bruce und Browne singen „Stay“, und das Springsteen plus E-Street-Band Rock’n’Roll-Medley bringt soviel Energie in die Halle, daß damit eine Kleinstadt über Jahre versorgt werden könnte. Dies plus Bonnie Raitts „Runaway“, Brownes „After The Deluge“, Tom Pettys „Cry To Me“ und Gil Scott Herons „We Almost Lost Detroit“ sowie Ry Cooders „Little Sister“ hätten eine hervorragende Platte abgegeben. Wer zu Atomkraft „Nein-Danke“ sagt, braucht noch lange nicht „Ja-Bitte“ zu antworten, wenn ihn einer fragt, ob er für einen guten Zweck ein Dreifach-Album kaufen will. Es spende dennoch, wer da mag. Die Sache mit den Sternen sollte man diesmal vielleicht vergessen, eine kleine Sonne jedoch geht an die erwähnten Lichtblicke.