Diverse
Der gute Zweck? Sozialsticker auf Compilations regen mittlerweile mehr Mißtrauen als Respekt gegenüber den darauf vertretenen Künstlern. Vorgeschobenes Engagement war schon zu oft Vehikel für ideologisch einwandfreie Promotion und die musikalische Qualität beliebig ausgewählter Zusammenstellungen zugungsten kranker Menschen, Tiere oder Pflanzen in den meisten Fällen kein großer Kaufonreiz. Die berühmte Ausnahme: „Sweet Relief“ hat nicht nur eine aufregnde Teilnehmerliste aufzuweisen — Lou Reed, Pearl Jam, The Waterboys, Soul Asylum, Evan Dando von den Lemonheads, Matthew Sweet u.v.a. brillieren auf diesem Tribut-Album ohne Ausnahme mit eigenwilligen und einfühlsamen Interpretationen des Song-Materials von Victoria Williams. Weitgehend unbekannt (ihre beiden Alben „Happy Come Home“ und „Swing The Statue“ sind aus dem Handel, sie selbst ist im Moment ohne Plattenvertrag) kommt die Folk-Sängerin aus Louisiana so zu trauriger Berühmtheit. Auf Tour mit Neil Young wurde bei ihr Multiple Sklerose diagnostiziert, und wie (nicht nur) zu viele amerikanische Musiker muß sie mangels Krankenversicherung die Kosten aus eigener Tasche begleichen. Die Tatsache, daß so viele namhafte Kollegen spontan bereit waren, für sie eigens ins Studio zu gehen, gibt nicht nur den Glauben an die Menschheit zurück, sonern auch an deren Musik. Pearl Jams „Crazy Mary“ läßt Nackenhaare einzeln zittern, Evan Dando rührt zu Tränen, Williams bislang unbeachtete Songs beweisen wo ihre wahre Größe. Ein Sampler, auf dem kein Ton überflüssig ist.
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