Diverse – WIR DVD

Zu jeder anständigen Feier gehört bei vorgerückter Stunde das Herumreichen eines Fotoalbums. Darüber gebeugt kommen die Betrachter meist nicht umhin, sich in „Ach wie süß, noch mit langen Haaren“ (z.B. Justus Köhnke in Whirlpools „from: disco to: disco“) oder einem schwärmerischen „War das damals schön!“ (z.B. Die Sterne mit „Was hat dich bloß so ruiniert“) zu ergehen. Die Label-Geschwister Lage d’or (Gitarren) und Ladomat 2000 (Elektroatariorgelbeat) haben jetzt mit WIR ein solches Fotoalbum in die Runde geworfen, eine DVD, angesichts derer der deutschen Indie-Familie ratzfatz das Herz aufgehen wird. Wie lange müsste man schließlich vor den verbliebenen angeblichen Musiksendern campieren, um auch nur einen der 35 Clips zu erwischen, die hier dem hohlen Wort „Werkschau“ wahre Bedeutung verleihen? Das gefällige Navigationssystem der DVD lädt zwar zum Weiterzappen ein, doch die Fernbedienung bleibt 188 Minuten lang ungedrückt. Auch wenn grafisches Minimalgefrickel bei Arj Snoek auf Hochglänzendes bei Stella und Tocotronic sowie souveräne Super-8-Ästhetik bei Superpunk und Aeronauten stößt – diese Filmchen fügen sich nahtlos zu einem einzigen überwältigenden Film. Und in diesem Film geht es um zwei Labels, die es stilsicher schafften, der deutschen Popkultur einen ganz eigenen Weg abzutrotzen: in eine sympathische Avantgarde mit Schalk im Nacken.

>>> www.lado.de