Dr. Hook – Live In The UK

Obwohl schon lange heiß ersehnt – eine Live-Platte von Dr. Hook kann nie mehr als ein guter Soundtrack sein. Denn: Die andere Hälfte, sprich der Film, der abläuft, wenn Dr. Hook die Bühne unsicher machen, fehlt. Deshalb: Phantasie einschalten, Augen zu, Ton ab, Klappe, Film läuft.

Jeder Film hat seinen Höhepunkt. Dieser auch. Und wann geht ein Film meistens richtig ab? Richtig! Kurz vor Schluß. Der siebte der acht Akte dieses Streifens namens „Ooh Poo Pah Doo“ – eine Pre-Soul-Nummer 1960 von Jessie Hill geschrieben – ist die (bisher unveröffentlichte) Perle von LIVE IN THE UK. Ray Sawyer, der immer schon eine Vorliebe für den New Orleans-Sound hatte, singt sich in Manier eines Soul-Shouters die Seele aus dem Leib – die Band kocht – und Dennis Locorriere, der zweite vorzügliche Sänger der Gruppe, steuert gegen Ende des Songs ein schönes bluesiges Mundharmonika-Solo bei.

Einen mißreißenden Einstieg braucht’n Film auch. Hier heißt er „You Make My Pants Want To Get Up And Dance“ – und sagt damit alles.

Was fehlt? Richtig! Was fürs Herz. Gibt’s genug. Schönster Akt hierbei „Carry Me, Carrie“: Dennis und Ray feuern sich an wie anno Leibzigeinundleibzig Sam & Dave – und Dennis zieht alle reichlich vorhandenen Register seines gesanglichen Könnens. Gänsehaut garantiert.

Schlußszene: Dennis, einer der beiden Hauptdarsteller, will Sylvia anrufen, bekommt aber nur seine Mutter ans Telefon, die ihre Tochter schon jemand anderem angedreht hat. „Bitte, Mrs. Avery“, schluchzt Dennis herzerweichend, „ich will ihr doch nur noch einmal auf Wiedersehn sagen.“ Doch – oh Härte des Lebens – Sylvias Mutter bleibt hart wie Stein.

Keine Angst, daß Eure Phantasie nicht so mitspielt wie meine. LIVE IN THE UK klingt wie ein Bootleg mitten aus dem Publikum heraus aufgenommen. Die Stimmung in der Halle und der Draht zwischen Publikum und Band sind – manchmal zu Lasten der Tonqualität – gut eingefangen.