Duffy :: Endlessly

Die Waliserin meint es ernst, sucht Nähe zum klassischen Soul-Pop und geht in die Tiefe.

The Temptations schwärmten vor sehr langer Zeit mal von „My Girl“. Das ist Aimee Ann Duffy nicht verborgen geblieben. Sie hat jetzt einen Antwortsong im Programm, der „My Boy“ heißt und sich nach dem weiblichen Pendant zum Temptations-Song anhört. Man hat Duffy ja schon immer gesteigertes Interesse an den Supremes nachgesagt, aber hier wird es besonders deutlich. Fast schon verzweifelt sucht sie die Nähe zu der legendären Girl-Group und überdreht dabei wie die meisten weißen Sängerinnen, die zeigen wollen, dass sie Soul haben. Manchmal quakt Duffy wie ein Quietscheentchen, das macht einiges kaputt, was sich der plötzlich wieder aufgetauchte Albert Hammond Sr. als Spiritus rector für das zweite Album der Waliserin ausgedacht hat. Er hat die junge Kollegin mit den Helden seiner Jugend vertraut gemacht, den Hinweisen auf den Sound von The Four Seasons, Peggy Lee und Ritchie Valens nach zu urteilen. Dank dieser Einflüsse kommt zum Beispiel der Herzschmerz in „Too Hurt To Dance“ sehr deep herüber. Es ist nie eine falsche Wahl, sich mit der Rhythmusgruppe von The Roots einzulassen, wie man an „Well, Well, Well“ hört. Der Disco-Touch in „Keeping My Baby“ steht der Dame ebenfalls, zumal ihre Stimme hier von Orchestermusik im Hintergrund abgestützt wird. Schon keine schlechte Sache, die neue Duffy. Aber die neue Amy Winehouse hätte man dann doch noch lieber.

„Ich höre, also bin ich …“ S. 114