Dungen – Tio Bitar

Bei einem Konzert dieser Band in Berlin waren im vergangenen Jahr nur sehr wenige Leute anwesend. Dabei sind Dungen leicht als Retterder Rockmusik zu identifizieren. Hat man an anderer Stelle schon oft gesagt, klar, aber dieses Mal stimmt es unbedingt. Deshalb nämlich, weil in dieser Band eine Mischung aus Urwüchsigkeit und Ungezähmtheit steckt, die man im heutigen Rock kaum mehr antrifft. Manch einer wird es als Rückgriff auf die Zeiten der Neandertaler empfinden, wenn er erfährt, dass Dungen ihren Sound voll auf den Standard der späten 6oer-Jahre ausrichten. Wie bitte, die Sixties? So etwas macht man in dieser ach so doll entwickelten Vielfliegermobiltelefoniernotebookzeit nicht mehr! Gerade ihre Verweigerungshaltung macht die Herren um Mastermind Gustav Ejstes aber so besonders. Sie kümmern sich nicht um Dinge wie Moderne, Karriere und Konventionen. Nur von ihrem Musikinstinkt getrieben, stürzen sie sich in ein Universum, in dem man ungestört zwischen hartem Space-Rock und nordischer Folk-Beschaulichkeit rochieren kann. Im Vergleich zum monumental guten Vorgänger Ta Det Lugnt lassen es Dungen auf Tio Bitar nicht mehr völlig ausufern. Die Songs bewegen sich innerhalb einer kompakten Länge und werden eher von kurzen, heftigen Fieberstößen denn von Klangexzessen bestimmt. Natürlich stößt man immer wieder auf Parallelen zu den frühen Deep Purple, Hawkwind und Pink Floyd, doch auf der anderen Seite gibt es genügend Momente des zarten Kontrasts. Wenn Ejstes etwa seiner neuen Liebe nachgeht.dem Spiel der Fiedel. Oder wenn sich Flötenklang und Pianolaute breitmachen. Oder aber wenn eine Akustikgitarre wie auf einem orientalischen Basar gespielt wird. Auch eingängige Momente bleiben nicht aus. Die Melodie in „Familj“ ist unwiderstehlich, und der aus dem HipHop entlehnte Beat in „Svart Är Himlen“ treibt den Song geradewegs in das Gottreich des Groove. Bloß nicht verpassen! Erhöhte Kultgefahr.

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