The Complete BBC Sessions lautet vollmundig der Titel von Dusty Springfield jüngsten Archivausgrabungen und doch ist das nur die halbe Wahrheit. Denn in den Labyrinthen der BBC fanden sich „nur noch“ 22 Tracks von Großbritanniens First Lady OfBlue Eyed Soul. Ursprünglich sollen aber wohl mehr als 50 alternative Versionen in den Studios entstanden sein. Aufgezeichnet in den Jahren 1962 bis 1970 bei diversen Radioshows. Leider fielen mehr als die Hälfte der Songs, darunter Glanzlichter wie „I Only Wanna Be With You“, „Baby I Need Your Loving“, „The Look Of Love“ und „Long After Tonight Is All Over“dem Löschteufel zum Opfer, als die Produktions-Crews Platz für aktuelle Sendungen benötigten. Ironischerweise blieben ausgerechnet drei leicht verzichtbare Tracks von Dustys Karrierebeginn im Trio The Springfields „Swahili Papa“, „Dear John“ und „Say I Won’t Be There“ – ebenso erhalten wie das gleich in zwei Fassungen vorliegende „I Can’t Hear You (No More)“ von 1964 und 1965. Interessanter gestalten sich da diverse Coverversionen: etwa Richie Valens‘ „La Bamba“und Bobby Lewis‘ „Tossin’And Turnin'“ aus der populären Show „Top Gear“ und Inez & Charlie Foxx‘ „Mockingbird“ und Stevie Wonders „Uptight(Everything’s Alright)“ aus dem nicht minder wichtigen „Saturday Club“. Erstaunlich auch anzuhören, wie sich in wenigen Jahren die Aufnahmetechnik im Quantensprung verfeinert hat: Springfield-Klassiker wie „Wishin‘ And Hopin'“,“In The Middle Of Nowhere“ und „Little By Little“ tönen noch recht spartanisch. Die opulent orchestrierte Italo-Canzone „You Don’t Have To Say You Love Me“ hingegen, 1966 im „Saturday Club“ mitgeschnitten, liegt auf etwa gleichem Niveau wie die Studioproduktion der 45er Single. Noch eklatanter macht sich die verbesserte Tontechnik bei den drei letzten Songs bemerkbar: Klafft doch eine Lücke von vier Jahren zwischen „Good Lovin“‚des Jahres 1966 und drei herrlichen Soul-Perlen von 1970. Ein Zeitraum, in den leider auch der verloren gegangene Torch-Song „I Close My Eyes And Count To Ten“ fällt. Zu entschuldigen sind solche Schlampereien eigentlich nicht. Doch eine überragende, leidenschaftliche Version von „Son Of A Preacher Man“, das ursprünglich auch für den Meilenstein Dusty In Memphis geplante Bee-Gees-Cover“To Love Somebody“ und Jackie Wilsons swingendes“(Your Love Has Lifted Me) Higher & Higher“ entschädigen dafür zumindest einigermaßen.

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