Ein Mittel gegen die Schwerkraft – Musikalische Wanderjahre :: Von Joe Jackson
SATZWERK VERLAG. 336 SEITEN.45.- DM
Er sei als Jugendlicher zu Hause auf den Knien gelegen und habe Beethoven gehört, derweil sich seine Altersgenossen darum stritten, ob nun die Beatles oder die Stones die bessere Band sind. Solches vertraute Joe Jackson vor vielen Jahren der Musikzeitschrift Ihres Vertrauens an. Da hatte er Nadelstreifen-Zwirn und gepunktete Krawatten abgelegt, kleidete sich erlesener und musizierte weniger ungestüm als in seiner Frühzeit. Reggae, Salsa, Broadway- und Blue-Note-Anklänge. gerne auch ein Live-Album, bei dem zuvor per Handzettel absolute Stille befohlen wurde: Man sieht, der Mann aus Portsmouth war/ist ewiger Außenseiter, begnadeter Eklektiker, wagemutiger Pionier, einer, der jüngst mit SYMPHONY NO. i reüssierte. Der Kreis hat sich geschlossen.
Nun tritt Jackson als Chronist in eigener Sache in den Zeugenstand und erzählt uns sein Leben bis zur Veröffentlichung seiner ersten Platte LOOK SHARP. Anno ’79 war das. Weil der 45-Jährige ein intelligenter Zeitgenosse ist, verzichtet er auf Nostalgisch-Verklärendes, referiert stattdessen eloquent, charmant, geistreich,oft selbstironisch gebrachen vom Heranwachsen in ärmlichen Verhältnissen, von der Erkenntnis, nicht so zu sein wie andere Jungs, von Übungsstunden auf verstimmten Klavieren, Gigs vor stockbesoffenen Matrosen in drittklassigen Pubs, von den ersten Schritten auf einem langen Karriereweg also. Leider verliert er sich bisweilen in prätentiöser Schwatzhaftigkeit und musiktheoretischem Wortgeklingel, was den Lesegenuss etwas trübt. Als schrullig-liebevolle Anekdotensammlung gehen Mr. Jacksons Erinnerungen aber allemal durch. Nur: Wo er 336 Seiten braucht, genügten Frank Zappa einst ein paar Zeilen. Die gingen so: „Information ist nicht Wissen, Wissen ist nicht Weisheit, Weisheit ist nicht Wahrheit, Wahrheit ist nicht Schönheit, Schönheit ist nicht Liebe, Liebe ist nicht Musik. Musik ist das Beste.
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