Element Of Crime – Mittelpunkt der Welt

Vier Jahre Pause und dann das: Ein Akustikgitarrenintro. das Schlagzeug gibt einen sachten Beat vor, die E-Gitarre spinnt silberne Fäden, und endlich setzt der Gesang ein: „Ich bin jetzt immer da, wo du nicht bist/ Und das ist immer Delmenhorst. Es ist schön, wenn ’s nicht mehr weh tut / Und wo zu sein, wo du nie warst.“ Element Of Crime sind zurück, und es ist, als wären sie nie weg gewesen. Richard Pappiks so präzises wie unaufdringliches Getrommel. Jakob lljas so subtiles wie süperbes Gitarrenspiel und Sven Regeners stoischer, immer ein bißchen grummeliger Gesang – alles wieder da. Ebenso wie diese präzise beobachteten und mit wunderbar nonchalanter Poesie ausformulierten Alltagsskizzen, die Liebe, das Leben und den ganzen Kram drumherum behandelnd, verpackt in unaufgeregte, melodienselige, unwiderstehliche Songs. Hach, man mochte schwärmen und nicht mehr aufhören: von „Delmenhorst“ beispielsweise, das, was Atmosphäre und Attitüde (nicht den Stil!) angeht, an Randy Newman erinnert: „Oh, Baltimore, man, it’s hard just to live.“ Vom ultracoolen Country-Twang in „Straßenbahn des Todes“; von der zum Heulen schönen Ballade „Still wird das Echo sein“; von der bittersüßen Moritat „Im Himmel ist kein Platz mehr für uns zwei“, das Ende einer Beziehung schildernd: schmerzlich, sehnend und doch stets souverän. Was auffällt: Element Of Crime betreiben diesmal weniger Aufwand, verzichten, anders als etwa noch auf dem Vorgängerwerk Romantik, auf großorchestrale Arrangements, auf die chansonesken Schnörkel sowieso, die Alben wie Damals Hinterm Mndund Weißes Papier einst prägten. Wie und warum auch immer sie diese Geradlinigkeit von früher wiederentdeckt haben – sie steht ihnen jedenfalls prächtig. Und so ist Mittelpunkt der Welt, das elfte Studioalbum von Element Of Crime, womöglich Fortentwicklung und Neuanfang gleichermaßen, eines aber ganz bestimmt: großartige, intelligente, anrührende Rockmusik. VÖ:1.10.

www.element-of-crime.de