Emile Haynie

We Fall

Interscope/Universal 17.04.2015

Groß-Produzent erstellt Pop-Revue über das Scheitern einer Liebe – und alle kommen, um mitzusingen.

Weil man im Pop und Rock weiterhin streng zwischen Interpret (super wichtig) und Autor/Produzent (eher egal) unterscheidet, ist Emile Haynie vielen völlig unbekannt. Die Kollegen sehen es anders, für sie ist der Mann aus Buffalo ein Erfolgsgarant. Er hat einen Sound geprägt, der Leichtigkeit mit Anspruch verbindet. Seine Arbeit ist immer Pop, aber ein Leichtgewicht ist er nicht. Die Arbeiten für Lana Del Rey, Bruno Mars oder Fun. haben bei allem Massenappeal eine eigene Ansprache – ob man diese nun mag oder nicht.

Dass Emile Haynie nun eine Songsammlung unter eigenem Namen herausbringt, ist nicht ohne Risiko: Was, wenn es Grütze wird? Ist dann der Name ruiniert? Und dann noch dieser Anlass: Eine Trennung soll verarbeitet werden – was Kanye West, Coldplay und zuletzt Björk können, kann Emile Haynie schon lange. Er selbst singt dabei nur sehr selten – und wenn, dann eher charmant kratzig als gut. Dafür hat er eine unglaubliche Gäs­teliste zusammengetragen. Holen Sie tief Luft und heißen Sie willkommen: Brian Wilson, Rufus Wainwright, Lana Del Rey, Charlotte Gainsbourg, Lykke Li, Randy Newman,  Father John Misty, Julia Holter, Nate Ruess und Colin Blunstone, die göttliche Stimme der Zombies. Entweder ist Haynie ein unglaublich netter Kerl oder ein genialer Erpresser. Auf jeden Fall ist er klug und talentiert genug, jedem Gast einen passenden Song auf den Leib zu schneidern.

Wenn Brian Wilson singt, dann an der richtigen Stelle, das Duett von Father John Misty und Julia Holter ist so zerschossen, dass es beiden Stimmen künstlerisch gerecht wird. Am Ende singt Haynie das Beziehungsdrama „The Other Side“ und zitiert dabei LADIES AND GENTLEMEN, WE ARE FLOATING IN SPACE, die große Heroin-und-Liebeskummer-Platte von Spiritualized. Diese Referenzen, diese vielen großen Namen – es ist kaum auszuhalten. Neid, Missgunst und Respekt.