Espers – Espers

Seit junge Menschen in den hochspezialisierten Internetwarenhäusern nach Alben von Linda Perhacs, Karen Dalton und vor allen Dingen Vashti Bunyan suchen, darf das Wort von der Folk-Bewegung endgültig die Runde machen. Wenn der neue Papst zum Weltjugendtag kommt, könnte er diese Platten unters fromme Folk werfen und gütig nicken, kehret in Euch und lauscht ins Lied. Es ist der Odem Gottes. Oder ganz profan der Hunger nach neuen Geheimnissen in alter Musik, die sucht, wer sich mit Devendra Banhart, Coco Rosie, Currituck & Co, den Six Organs Of Admittance schon eingedeckt hat. Bei Espers fahren die Flöten schon mal in den Orkus, da verzwirbeln Finger sich in Saiten und wollen gar nicht mehr weg, es gibt nicht nur die glockenklaren Stimmen und die zarte Lyrik des guten Liedes aus dem einfachen Leben. „Hearts And Daggers“ im Zentrum des Geschehens wird nach Minuten der Kontemplation zu einem Psychedelic-Folk-Lindwurm mit blinkenden Scheinwerfern an allen Seiten. Zum Finale lassen Espers ein ätherisches Schaumbad einlaufen, in dem Stimmen und Fuzz-Gitarren ganz langsam ineinanderfließen, als wollten sie alles, was auf dieser Platte zu seinem Recht kommt, in einer höheren Form auflösen. Kollektive Meditation. Greg Weeks‘ Sing- und Spielverein aus Philadelphia scheint Folk-Muster und -Sounds derweil als Plattform für etwas zu nutzen, das auf kommenden Veröffentlichungen andere Konturen in neuen Konnotationen gewinnen könnte. Die Platten der im Eingangssatz erwähnten Interpreten sind übrigens durch die Bank nicht ganz so aufregend wie die Geschichten aus verlorenen Epochen, die um sie gesponnen werden, die Platte von Espers aber braucht keine Geschichten, sie leuchtet in den Raum. Sie ist schon ziemlich gut. VO: 8.8.

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