Eurythmics
Peace
Rca Int. (Sony Music) 03.05.2004
Da steht, zu synthetischen Streicherklängen, Annie Lennox mit kurzen roten Haaren und in elegantem Herrenanzug auf einer Wiese zwischen den Kühen und tut, als spiele sie Cello. Dave Stewart steht daneben und hämmert auf ein Keyboard ein, das nicht angeschlossen ist. Wer sich heute das Video zu „Sweet Dreams“ anschaut, dem scheinen sich die Bilder mit der charmanten Patina der 80er zu überziehen. Als Annie Lennox‘ strahlend bisexuelles Frauenmodell zeitweilig sogar das Schlampenkonzept einer Madonna überblendete und süße Träume noch von simplen Cedankenspielen evoziert wurden: „Some of them want to use you, some of them want to be abused“. Vorbei, vorbei. Die Eurythmics der Gegenwart kontern jegliche Nostalgie mit einer bitteren Replik: „Sweet dreams are made of anything that gets you on the scene“, heißt es in noch ’ne Anspielung – „17 Again“. Ansonsten aber dürfte es niemanden wundern, daß ein Experte wie Dave Stewart mühelos den verflossenen Sound der Eurythmics in die 90er übersetzt hat. Auf PEACE haben wir Wellenberge aus überschäumendem Pathos und Wellentäler aus zurückhaltender Romantik, gibt Lennox routiniert die Diva und Dave Stewart den detailversessenen Bastler. Mit viel Platz für Stimme und wenig Platz für Stimmung gefallen sich die Balladen in wohlgesetzten Arrangements („Anything But Strong“), selbst aggressivere Tracks verlieren nie den Spaß an der gelungenen Melodie aus den Augen. Cut komponiert, besser produziert. Wenn der Funke nicht recht überspringen mag, so deshalb, weil wir es hier mit dem „Star Wars“-Effekt zu tun haben – es kann noch so sehr wie früher sein, wir selbst sind es nicht mehr.