F wie Fälschung :: Exit Through the Gift Shop

Von und mit Banksy, Großbritannien/USA 2010

Entscheidend ist nicht, was man macht, sondern sich nicht dabei erwischen zu lassen. Das zeigt uns Banksy, 1975 geborener Street-Art-Künstler aus Bristol und mysteriöses Faszinosum seiner Branche, gleich in der ersten Szene seines ersten Films, einer vermeintlichen Doku über sich und seinen künstlerischen Ansatz, die so viele Pirouetten dreht, dass man sich noch während der Laufzeit nicht mehr sicher sein kann, wo das Sein beginnt und der bloße Schein aufhört: Mit einer Videokamera wird eine nächtliche Street-Art-Aktion gefilmt, bei der der Sprayer von der Polizei überrascht und in eine Ecke gedrängt wird – und doch entkommt, weil er auch ein Traceur ist und über die Dächer entfliehen kann. Dazu gibt Richard Hawleys „Tonight The Streets Are Ours“, eine Art „Only The Lonely“ für die Generation Punk, den Ton an. Man mag den Fantomas-Act von Banksy aufgesetzt finden, wenn er mit verfremdeter Stimme und vermummtem Gesicht als Erzähler von eigenen Gnaden zum Publikum spricht. Seinen Film liebt man nach diesem Einstieg sofort. Seine Liebeserklärung an die Street-Art als subversives Medium, bisweilen buchstäblich an den Säulen der Macht zu sägen, ist aufrichtig. Der Rest ist gelogen. Und zwar so was von, dass man Orson Welles – mit seinem „F wie Fälschung“ eine Art von Gottvater für diese Art von Kunstkritik – förmlich aus dem Grabe Beifall spenden hört. Man glaubt Banksy die Geschichte von dem französischen Second-Hand-Laden-Besitzer Thierry Guetta in L.A., der mit pathologischem Eifer die Street-Art-Szene auf Video dokumentiert, dann aber beim Schnitt scheitert und selbst zum Kunststar wird, während Banksy das Filmmaterial Guettas bearbeitet. Besonders gut ist der Film, wenn Banksy wütend ist, also eigentlich die ganze Zeit: Wenn er die Grenzen des eigentlich filmisch Akzeptablen überschreitet und kunstvoll (haha) balanciert zwischen Doku und Fake, dann lässt sich ein Hass auf die Falschheit und Oberflächlichkeit des gesamten Kunstbetriebs erkennen, der diesem Traceur der Spraydose aufsitzt, während er der Zielscheibe seines Spotts einen Lungenhering mitten ins Gesicht spuckt. Dabei erwischen lässt er sich nicht. Gut gemacht.

Start: 21. Oktober, www.banksyfilm.com

Carlos – Der Schakal