Forward, Russia!, Give Me A Wall

Post-Hardcore und Indie-Rock und noch so viel mehr, dass einem ganz schwindelig wird.

Nach dem ersten Schock wird inzwischen umso angestrengter daran gearbeitet, das riesige Loch, das At The Drive-In hinterlassen haben, zu füllen. jForward, Russia! haben mit ihrem Debütalbum einen besonders großen Brocken hierzu beigetragen, wenngleich meist „Indierock“ neben ihrem Namen pappt, überall dort, wo eben nichts unbepappt bleiben darf. Obwohl die Band aus Leeds auf give me a wall mit unzähligen Stilsprengseln, Dramaprojektilen und Energieentladungen auf dem Niveau von, ja eben, At The Drive-In um sich werfen, dass einem beim ersten Kennenlernen ganz anders wird, stehen die namenlosen, schlicht nummerierten Songscharmützel des Quartetts doch auch für einen Brückenschlag – zwischen der US-Post-Hardcore-Schule, dem zu einer gewissen Hysterie neigenden Disco/Art Punk von Devo, A Certain Ratio und der Pop Group und den zutiefst poppigen, aber mit scharfer Klinge geschnittenen Arrangements von den einschlägigen jungen Britrockkapellen wie Bloc Party und Maximo Park, give me A wall ist, auch wenn diese Erkenntnis ein bisschen Geduld voraussetzt, randvoll mit Pop. So voll, dass man ab und an sogar versucht ist, jForward, Russia! mit den ebenso konstruktionswütigen, aber doch auch aalglatten Panic At The Disco! in einen Topf zu werfen – vielleicht liegt’s aber auch nur an den Ausrufungszeichen in den Bandnamen. Doch noch ganz andere seltsame Assoziationen fallen einem ein zu dieser Band und ihrer ersten Platte. Erst ist es dieses feierliche Spielmannszug-Glockenspiel, dann kommt die triumphierend wirbelnde Sechssaitige hinzu, die der“.Whiskas“ genannte Gitarrist ganz bestimmt auf der Stelle marschierend spielt, und schließlich rutscht einem das an Pathos reiche, fordernde Rufen von Sänger Tom Woodhead auch noch in den richtigen falschen Hals: Du meine Fresse. jForward, Russia! – das sind neben den Stammhaltern von At The Drive-In, den ungekämmten und letztlich weitaus spannenderen Konkurrenten von Panic At The Disco! auch die kämpferischen U2 zu Zeiten von BOY und october 1 Vor allem aber sind sie in ihrem zuweilen fast Mr.-Bungle-manischem Herumgebreake (keine Angst, das lässt bald nach] und in ihrem endlos aufgeregten Schimpf-, Wirr- und Verschworungsreden im höchsten Fieber Idas Textblatt – keine Pause, keine Songbruchstellen: ein einziges Gemetzel!] eine Kapelle, die einen ordentlich zu beschäftigen weiß.

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