Funk/Soul

Rick James mag sich nachsagen lassen müssen, die Idee, eine eigene Mädchen-Gruppe aufzubauen, bei Prince abgeguckt zu haben. Aber immerhin – so etwas himmelschreiend Untalentiertes wie Vanity bzw. Apollonia 6 auf die Welt loszulassen wäre ihm nie passiert!

Ricks Schützlinge, die Mary Jane Girls, lassen ihrem Klasse-Debüt von ’83 nun ONLY FOR YOU (RCA ZL 72 341) folgen, bei dem Slick Rick einmal mehr alles selbst produziert, geschrieben und arrangiert hat. Dem Album mangelt es leider an einer Single vom „All Night Long“-Kaliber (für das sich James die bassline von Keni Burkes „Rising To The Top“ angeeignet hatte), aber auch ohne die liegen Jojo, Cheri, Candi und Maxi wieder ganz gut im Rennen.

Mit dem etwas an „Candy Man“ angelehnten „In My House“ haben sie einen zünftigen Auftakt (auch hier ist die bass-line glatt geklaut); „Break It Up“ erinnert mit knallendem Baß und sinistren Strings auffällig an „Boys“ von ihrer Debüt-LP; „Shadow Lover“ ist eine zum Hineinsinken weiche Ballade, ganz klar der edelste Track hier.

Daß James nicht mehr von der Sorte anzubieten hat (wie bei der „Cool Out“-Seite vom letzten Album) schlägt etwas störend zu Buche, genau wie Maxis Reeperbahn-Rap bei dem synthetischen Candy-Pop von „Leather Queen“. Trotzdem eine recht beachtliche Leistung von Ricks Chicks! (4) Bleiben wir bei Girt-Groups: Klymaxx sind gegenwärtig im Aufwind, vor allem wegen ihrem US-Soul-Hit „The Men All Pause“, einem ruckartig vorschnellenden Electro-funker mit einem windigen Rap in der Mitte und harten, auf den Beat einschlagenden Rhythmus-Gitarren. Entnommen wurde dieser Track ihrem dritten Album, MEETING IN THE LADIES ROOM (Solar TSR 330701), für das sie mit Steven Shockley (Lakeside), Reggie Calloway (Midnight Star) und Jimmy Jam & Terry Lewis eine ganze Reihe Top-Produzenten gewonnen haben.

Der Midnight-Star-Einfluß macht sich besonders bei dem tighten Techno-Funk des Titelstücks bemerkbar, dagegen fällt der Jam-&-Lewis-Beitrag „Lock & Key“ leider etwas ab. Mit dem munter losgaloppierenden „Video Kid“, dem Kashif-eingefärbten „I Betcha“ und vor allem „Love Bandit“, das nach einem tollen Intro (klingt wie eine durchstartende 747!) in einem wunderbar entspannten Groove kippt, hat das Mädchen-Sextettaus L.A. hier aber noch die eine öder andere Single in der Hinterhand. Einen besonders guten Tag erwischt hat diesmal auch Lynn Malsby, die bei Klymaxx für die Balladen zuständig ist. (4) Nach dem jähen Ende von The Time kreuzt Gitarrist Jesse Johnson jetzt mit seinem ersten Solo-Album auf, JESSE JOHNSON’S REVUE (A&MSP 6-5024). Alles in allem eine arg durchschaubare Affäre: Jesse nimmt die Dienste des ehemaligen Prince-Managers Owen Husney in Anspruch – und welcher Weg hier eingeschlagen wird, ist nicht schwer zu erraten. Jesses Farbe ist pink (es geht von seinem Outfit über seine Gitarre bis hin zu dem Thunderbird auf dem Innencover); seine fünfköpfige Band ist ein veritables Time-Duplikat – und ihr Sound ist eine offensichtliche Kopie der Time-LP ICE CREAM CASTLES.

Also derselbe monotone Minneapolis-Funk, verbal etwas domestizierter als beim Prince-Clan, auch mit ein paar überraschend lichten Augenblicken (besonders bei „Be Your Man“, der ersten Single, und dem schneidigen „She Won’t Let Go“, das im Fahrwasser von “ Jungle Love“ liegt), aber, besonders auf Seite 2, doch zunehmend zähflüssiger. Dazu kommt, daß Jesses unterdrückt suggestive Stimme einfach zu begrenzt ist, um einen auf die Dauer bei Laune zu halten. (3) Neue Maxis! Enchantment: „Feel Like Dancin'“ (Prelude). Prelude hat einen Schwenk zu mehr Soul-orientierten Sounds ins Auge gefaßt – und Enchantments brisanter, baß-lastiger dancer ist mit seinem leicht überschnappenden Falsett-Refrain nicht schlecht für den Start. Um die Produktion hat sich, wie schon bei ihrem letzten Album, Michael Stokes gekümmert. (3) Kool Kyle & Billy Sill: „Trouble“ (Profile). Deftiger Reality-Rap (jaulende Polizeisirenen etc.), bei dem sich Kool und Billy in Run D.M.C.-Manier das Wort aus dem Mund nehmen: „…the man in the White House asked me ‚am / better tnan before?’/well, before I had a bed/ now i’m sleeping on the floor…“ Im Anschluß daran noch ein aufgeweckter freestyle-Rap zu klappernder Linn-Drum; weit über dem Durchschnitt! (4) Steve Arrington: „Feel So Real“ (Atlantic). Wuchtiger Midtempo-Stampfer mit sehr ausgeprägten Vocal-Sätzen, etwas unsubtilem Electro-Backing und einem überaus angenehmen Trompeten-Break gegen Ende, Nach seinen bahnbrechenden Erkenntnissen vom letzten Album („I Found God!“) können Sentenzen wie „…I’m down on my knees, and I thank you for the air that I breathe…“ niemand mehr erstaunen. (4) (Alle Import-Maxis über TSR, Wiesenstr. 31, 6054 Rodgau, 06106/2051).