Funk/Soul

Nachdem Change vergangenes Jahr von Jimmy Jam und Terry Lewis wieder flottgemacht wurden, sieht sie ihr sechstes Album -TURN ON YOUR RADIO (Atlantic 7 81243-1) – nun wieder mit Produzent Jaques Fred Petrus vereint, dem Mann also, dessen Retortenbaby sie einst gewesen sind. Die Zeit, zu der sie ein bloßer Spielball ihres Schöpfers waren, ist natürlich längst abgelaufen – besonders Bassist Timmy Allen (der hier sechs von acht Stücken beisteuert) formt heute ihren Charakter mit.

Aufgenommen in Mailand, abgemischt in New York und bis zum Rand vollgeladen mit Up- und Midtempo-Dance Tracks um die Sechs-Minuten-Grenze (ein DJs Detight, möchte ich meinen!), halten sich Change bei Aufbau und Architektur ihrer Songs unverändert an das Chic-Schnittmuster ihrer Anfangstage.

Das Titelstück ist ein simpler, etwas einfältiger dancer; bei „Let’s Go Together“ schwebt Debra Coopers angenehm gedämpfte Stimme im Gleitflug über einen durchscheinend klaren, vollcomputensierten rhythm-track.

„Oh What A Feeling“ ist der Star der Show, ein zackiger, springlebendiger Midtempo-beafer. für den Chic heute Gott weiß was geben würden. Zusammengenommen nicht gerade der Stoff, um CHANGE OF HEART zu überflügeln, aber gut zu wissen, das Change weiterhin auf allen Zylindern feuern! (4) Was Steve Arrington immer entscheidend von seiner ehemaligen Slave-Clique unterschied, war sein gesundes Melodie-Verständnis. DANCIN‘ IN THE KEY OF LIFE (Atlantic 7 81245-1), seine dritte Solo-LP, ist ein schlagender Beweis dafür. Daß er sich erstmals die Produktion aus der Hand nehmen ließ, findet hier vor allem bei den Vocal-Arrangemenis seinen Niederschlag. Diesmal ist seine Stimme ideal eingebettet in kräftige Harmonie-Sätze und klingt nicht mehr so schmerzhaft schrill wie noch bei POSITIVE POWER.

Die Single „Feel So Real“ habe ich letzten Monat schon gewürdigt; das Titelstück, ein majestätischer Midtempo-Stampfer, ist nicht minder zugkräftig und hat starke spirituelle Untertöne; „Willie Mae“ ist ein träumerischer Slow-Tempo-Drifter.

Seite 2 beginnt mit dem unmelodischen Slave-Funk von „Gasoline“, aber danach steigert sich Arrington sprunghaft- und besonders „Stand With Me“, bei dem er singt: . . dort 7 have a lot of money to give to you, don’t have a fine car to drive for you…“ ist ein optimaler Single-Kandidat, der ihn solcher Sorgen ein für allemal entheben sollte! (4). Und schon wieder Jimmy Jam und Terry Lewis – diesmal nehmen sie das Schicksal von Alexander O’Neal in die Hand, des ehemaligen Leadsängers ihrer ersten Band, Flyte Tyme (aus der sich später The Time rekrutierte, allerdings erst, als Prince Alexander O’Neal herausgekickt und durch Morris Day ersetzt hatte!).

Als Sänger braucht sich Alexander bei seinem Debüt ALEXANDER O’NEAL (Tabu FZ 39331) nicht vor Cats wie, sagen wir, Howard Johnson zu verstecken; das Song-Material ist ohne Fehl und Tadel und stammt ausnahmslos von Jam/Lewis und Ex-Time-Keyboarder Monte Moir. Ein flüchtiger Blick aufs Cover – für das er sich im haigrauen Nadelstreifen-Zoot vor einem weißen Cortina ablichten ließ – verrät überdeutlich, aus welchem Ambiente der Mann kommt.

Die erste Seite dieses Sets wird von vier fachmännisch inszenierten, gemächlich vorantropfenden Beat-Balladen in Beschlag genommen, eine besser als die andere. Das zehnminütige „Innocent“, das den zweiten Durchgang eröffnet, ist schlicht der kompetenteste Minneaoolis-Funk seit „1999“; nicht minder imposant ist der leichtfüßige, Moog-Baß-gesteuerte Soul-Swinger „What’s Missing“. Erstvorstellungen wie diese hatten 1985 bislang Seltenheitswert! (5).

Maxis: Mass Extension: „Happy Feet“ (T.T.E.D.). Fulminanter Go-Go-Cracker mit allem, was in D.C. zum guten Ton gehört (Percussion-Volleys, Call & Response-Schlachtgesänge, etc.); kann allerdings nicht ganz Schritt halten mit den jüngsten Maxis von Little Benny und Redds & The Boys (3).

Jazzy Jay: „(This) Def Jam“ (Def Jam). Von dem Label, das uns kürzlich L.L. Cool J’s „I Need A Beat“ gebracht hat, kommt nun dieser manische Beat-Box-breaker, der immer wieder von ruppigen Scratch-Breaks und asthmatischen Vocodern zerrissen wird. Stahlharter Stoff, wie schon Jazzys letzte Jam (3).

Feariess Four: „Dedication“ (Tuff City). Bronx-Brigade, die bei Aaron Fuchs zuverlässigem Tuff-City-Label vor Anker gegangen ist und jetzt nach „Problems Of The World“ wieder zur Party-Tagesordnung übergeht. Ihr Anführer, The Devastating Tito, bleibt einer der besten Rap-Stylisten. Alle zusammen singen sie: „this is for our faaaaaans!!!“ Einer davon urteilt: (4). (Alle Import-Maxis, u.a. über TSR. Wiesenhüttenstr. 31, 6054 Rodgau, 06106/2051.)