Funk/Soul

Anschluß an ein so grandioses Soul-Testament wieTHE POET II zu finden, fällt Bobby Womack bei SO MANY RIVERS (WEA 252 327-1) nicht immer leicht, aber trotzdem – es ist eine glühende und geballte Ladung Deep-Soul. bestückt mit mindestens zwei Songs, die zu den besten gehören, die Bro‘ Bobby je aufgenommen hat. Der eine, „I Wish He Didn’t Trust Me So Much“, ist ein erschütternd eskalierendes You, Me & He-Drama, eine Chronik von Konflikten und Kollisionen, die seine Affäre mit der Frau seines besten Freundes aufwirft ….. he should know when he ’s gone on his business trips, I can I help walching his woman without loosing my grip…!“). In dem anderen, SamCookes „That’s Where U’s A.V, spiegelt sich einmal mehr die magnetisierende Melancholie von THE POET II wieder.

Bobbys Balladen können auch sonst ihresgleichen suchen. Bei „Let Me Kiss It Where It Hurts“ und „Got To Be With You Tonight“ hallt das Echo seiner gellenden, gutturalen Shouts endlos nach; beides Romanzen, in deren Rhythmus man mit der Zeit unweigerlich fällt. Auch das nachdenkliche und nostalgische „Only Survivor“. der rauschende Soul-Stomper „Check It Out“ und seine mit viel Umsicht und Understatement gehandelte Version von Curtis Mayfields „Gypsy Woman“ schließen zu diesem Standard auf.

Daß sich Bobby mit dem Slide-Gitarren-Titel einen Reinfall von einem Rocker erlaubt, läßt sich verschmerzen. Der rauhen Passion von SO MANY RIVERS hält gegenwärtig kaum etwas stand! (5) Wie gewohnt bedienen uns Camco bei SINGLE LIFE (Phonogram 824 546-1Q) wieder mit einer Packung ihres robusten Heavy-Duty-Funks. Nach Charlie Singletons Ausscheren zum Trio zusammengeschrumpft, gelingt es Atlantas Finest hier zwar nicht, Tracks wie „She’s Strange“ aus dem Feld zu schlagen, aber immerhin zumindest auf Seite 1 sind sie ein paar Mal drauf und dran.

Da ist zunächst einmal die Single „Attack Me With Your Love“, mit ihren schallenden Claptracks und einem leeren, langsam schlagenden Beat; gefolgt von dem Titelstück, bei dem die Roland-Beat-Box scharfe, stählerne Schläge zwischen einen Monster-Baß-Groove stanzt – ohne Frage die Killer- Jam dieses Albums! Die erste Runde schließt dann mit der jazzigen, Bläser-aufgemöbelten Beat-Ballade „l’ve Got Your Image“.

Auch „A Good-Bye“ und „l’ll Never Look For Love“. mit denen sie Teil 2 eröffnen, fallen in dieser Disziplin recht akzeptabel aus, wenngleich Cameo schon bessere Slow Jams aus dem Ärmel geschüttelt haben. Bleibt noch der knatternde Beat-Box-Rap „Urban Warrior“ und der obligatorische Cameo-Reggae-Track „Little Boys – Dangerous Toys“.

Nicht unbedingt Cameos Cream Ol The Crop, das Ganze, aber es gibt genug Klasse hier, um uns weiterhin bei der Stange zu halten (4).

Um The System – Mic Murphy und David Franks – wird mir in letzter Zeit entschieden zuviel Wind gemacht. Als Produzenten überall herumgereicht zu werden, mag zwar sicherstellen, daß sich ihre Schecks sehen lassen können – aber von ihren Songs läßt sich das heute nicht allzu oft behaupten. (Chaka Khans „This Is My Night“ klang, als hätten sie’s unter Wasser abgemischt!). Auch wenn wir nach wie vor Qualitäts-Cuts wie Howard Johnsons „Lefs Take Time Out“ oder Jeff Lorbers „Step By Step“ von ihnen erwarten dürfen – über zwei LP-Seiten verteilt, klingen ihre Beat-Boxbetonierten Grooves oft gefährlich gleich.

Das gilt auch für System-Set Nr. 3, THE PLEASURE SEEKERS (Metronome 827 367-1). Am besten zur Geltung kommen die Beiden, wenn sie sich an eher konventionell gehaltene, flüssige Midtempos heranwagen wie bei „This Is For You“. Auch das wohltuend warme „It Takes 2“ und der wuchtige Electro-Stornp „Big City Beat“ bleiben von übertriebenen Special-Effects verschont und können sich auf starkes Soul-Radio und -Club-Feedback gefaßt machen, ebenso wie das von einer veitstanzenden Synth-Bass-Line angetriebene Titelstück. (3).

Einen typischen Schnellschuß haben sich die Fat Boys mit THE FAT BOYS ARE BACK (Sutra 5US 1016) geleistet – ein Set, mit dem die Drei bereits ein knappes Dreivierteljahr nach ihrem vergoldeten Debüt anrollen. Abgesehen vom Titelstück, einer Kahlfraß-Komödie wie sie nur die Fat Boys auftischen können ( ….. so let the food scatter, my teeth won ‚I shatter, eat anything on the soul-food platter, and if I get latter, itjust gets better, but don ‚t follow me if I climb a ladder. ..“], sind hier frische beats & rhymes Mangelware.

„Don’t Be Stupid“ orientiert sich zu stark an Kurtis Blows „8 Million Stories“; „Human Beat Box – Part II“ klingt wie Part II ’s eben so klingen; bei „Hard Core Reggae“ maßen sich die Drei stellenweise doch tatsächlich an, zu hmm.“.singen (grunzen, grölen oder greinen wäre akkurater!); „Pump It Up“ ist eine lebhafte, lärmige Midtempo-Jam – und „Rock-N-Roll“ schließlich ein Beat-Box/Metal-Gitarren-Crash in Run D.M.C.-Manier.

Und wie zieht Markie Dee bei „Fat Boys Scratch“ seinen Produzenten doch gleich schön auf: „Kurtis Blow. wake up man, why are you sleepn?“ Ich hätfs nicht besser sagen können! (2).

Daß für den seit „Kellys Eyes“ Hit-losen Andre Cymone bei seinem dritten Album A.C. (CBS FC 40037) einiges auf dem Spiel stand, war klar schließlich kann es keinen Spaß machen, noch immer der ersten Goldenen hinterherzurennen, wenn man a) Prince wie aus dem Gesicht geschnitten ist, b) die selbe nervöse Androgynie im Ton hat und c) aus Minneapolis kommt – einer City, in der es heutzutage einfach jeder zu etwas zu bringen scheint. (Prince selbst dürfte diesem Zustand bald ein Ende gemacht haben, und zwar mit dem von ihm geschriebenen und produzierten „Dance Electric“).

Okay, Prince… seit „Erotic City“ stoßen seine Platten in der Soul & Funk-Welt auf so viel Gegenliebe wie ein Stripper im Vatikan; AROUND THE WORLD IN A DAY war die Horror-Story ’85, aber, aber… einen Mann, der imstande ist, Groove-Giganten wie Sheila Es „A Love Bizzarre“ herauszuknocken, sollte niemand abschreiben!

Das zeigt sich auch bei „Dance Electric“, einem pumpenden, pulsierenden rhythm-track. Der Prince-Iose Rest von A.C. versinkt im Mittelmaß. Das um ein entfernt an „1999“ erinnernde Synth-Riff angelegte „Lipstick-Lover“, das warme, wohltemperierte „Sweet Sensuality“ (eine Kooperation mit D Trains Hubert Eaves) und der massierte Minneapolis-Funk von „Satisfaction“ heben sich noch etwas ab; völlig ungenießbar sind die „Purple Rain“gestylte Ballade „Pretty Wild Girl“ und „Vacation“, das eigentlich nie über das Stadium eines überlangen Intros hinauskommt. (3).

Noch mal Wavetown (neu-amerikanisch für Minneapolis!): The Family sind aus den Überresten von The Time hervorgegangen (mit Jellybean Johnson, Paul Petterson und Jerome Benton sind immerhin drei Ex-Time-Leute dabei!); und zumindest auf Seite 1 ihres Debüt-Albums – THE FAMILY (WEA 925 322-1) – läßt sich das gut heraushören. Am deutlichsten sind die Time-Trademarks bei „Mutiny“ zu orten, sozusagen eine verhärtete Version von „Ice Cream Castles“; „High Fashion“ klingt mit seinen trockenen klappernden Drums und einem querulierenden Sax wie ein funk akzentuiertes „Pop Life“. Aber der eigentliche Showstealer hier ist „The Screams Of Passion“, bei dem sich über einem lakonischen Beat die sonderbarsten und surrealistischsten String-Sounds breitmachen, die ich seit Jahren gehört habe. Wenn Du Tracks wie diese auf Deinen eigenen Platten unterbringen würdest: Prince -I woulddie for U! (4).

Maxis! Harry Ray: „My Baby Loves Me“ (Panoramic). Fingerschnipsender Falsett-Soul-Swinger nach bester Moments-Whatnauts-Fasson, mit dem uns der ehemalige Ray, Goodman & Brown-Balladeer hier verwöhnt. Klassisch im wahrsten Sinne des Wortes: wiegender Midtempo-Groove, Shoo-Wop-Chöre, mächtige Trompeten-Stöße – geradezu klassisch gut!

(5).

Mac Mac with The Jamalott Kingdom: „Let Me Take You Home (Lisa Lisa)“ (Music Works). Nach Füll Force‘ „Girl If You Take Me Home“ bereits der zweite answer-record auf Lisa Lisas „I Wonder If I Take You Home“-Electro-Monster. Auch wenn Mac Mac Stein und Bein schwört “ / m not a guy forone-night Stands“, glaub ihm kein Wort, Lisa Lisa! Seine Platte gibt dazu jedenfalls keinen Anlaß! (2).

Vikki Love: „Stop Playing On Me“ (Forth & Broadway). Ein Dancefloor-Delight wie schon „Loveride“, mit seinen polternden Drum-Computern, paradierenden Synth-Bässen und einer potenten Melodie auf gleicher Wellenlänge wie Shannons „Stronger Together“.