Funk/Soul

Angekündigt seit über 12 Monaten und erst jetzt erhältlich ist URBAN DANCEFLOOR GUERILLAS (CBS BFZ 391 68), das Debüt von George Clintons neuester Satellitengruppe, den P. Funk Allstars. Nun, der gute George hat sich Zeit mit dieser Jam gelassen, nur Teile von UDG klingen nach 1984 – andere, als seien sie noch vor COMPUTER GAMES entstanden, wieder andere nach 1973. , Trotzdem ist die Platte nach dem überladenen und überspannten YOU SHOULDNT-NUFF BIT FISH schon fast eine Erlösung. Es gibt hier mit „Copy Cat“ einen legitimen Nachfolger zu „Atomic Dog“ – ein Track, bei dem ähnlich viel Gebrauch von verzögerten Bandgeschwindigkeiten gemacht wird. Andere Reißer sind der mit viel Elektronik aufgefrischte Remix des zwei Jahre alten-„Hydraulic Pump“, „Generator Pop“ mit einem Synth-Baß, der wie aus einem Blasebalg herausgepumpt klingt- und schließlich der manische Proto-Funk von „Pumpin‘ It Up“.

Insgesamt bieten Clinton und sein Syndikat {Junie Morrison, Gary Shider, Bootsy, Phillip Wynne, Sly Stone etc.) auf UDG nichts weltbewegend Neues an – Comics und Copy Cats, Nuggets und Nieten, mehr vom selben also, aber eben gut gemacht (5).

Jenny Burton, die Stimme hinter C Banks Hip Hop-Monster „One More Shot“, startet ihre Solo-Karriere mit IN BLACK AND WHITE (Atlantic 7 80122-1), einem Album, das insgesamt doch ein wenig knapp an gescheitem Song-Material ist. Produziert mit einem riesigen Aufgebot an Emulatoren, Sequenzern und Moog-Synthesizern von Arthur Bakers rechter Hand John Robie, fehlen hier einfach zu oft Linie und klare Konturen. Was dazu führt, daß Burtons warme und biegsame Stimme bei manchen Stücken horrend deplaziert klingt.

Wenn Robie etwas von seinem alles zerhackenden Beat-Box-Stakkato wegkommt, eröffnen sich einige schöne Momente; vor allem „Rock Steady“, ein Track, der Planet Patrol auf den Leib geschrieben wäre, die Single „Remember What You Like“ und „All The Time“, das in einem gigantischen Chorus mündet. Ein Song, der für Jenny das werden könnte, was „Let The Music Play“ für Shannon war! (3)

Sharon Redd ist seit ihrem Hit „Can You Handle It“ die Königin aller Gay-Discos. Ihre dritte LP LOVE HOW YOU FEEL (Teldec 6.25766) ist mit ihren sieben Titeln in 12″-Länge in der Tat geradezu geschaffen für Clubs, ganz gleich weicher Art.

Störend an der Platte, daß Eric Matthews – der alle Songs schrieb, produzierte, arrangierte und fast im Alleingang einspielte – hier einfach zu offensichtlich versucht, das Erfolgs-Formular von Sharons letztem Album, REDD HOTT, zu doublen. Der Aufbau der Stücke ist oft zu steif und schematisch, die Melodien sind insgesamt dünner als bei REDD HOTT, wenngleich es auch diesmal zu einer Handvoll probater Dance-Tracks reicht. (3)

Kommen wir zu den neuen Maxis. Damaris: „What About My Love“ (CBS). Johnny Taylor hatte diese Nummer für sein letztes Album aufgenommen, aber hier ist eine Neufassung, die dem Original fast schon die Schau stiehlt. Gesungen von einer Soul-vollen, jazzig phrasierenden Lady, ausgestattet mit einem leichtgewichtigen Baß/Drum/ Piano-Backing – beileibe keine Club-Platte, aber eine der apartesten und kurzweiligsten Singles seit langem. (5)

Evan Rogers: „Secret Lover“ (RCA). Moderne, zackig produzierte Uptempo-Nummer mit Solar/Kashif-Einschlag. Die Stärke des Songs liegt eindeutig im Vocal-Arrangement, wobei Rogers Stimme wunderschön von den Chorsängerinnen komplimentiert wird. Eingängiger als alles auf dem letzten Sharon Redd-Album! (4)

Laurence Hudson: „Automatic Lover“ (Easystreet). Trickreiche und mit einem Höchstmaß von Elektronik produzierte Nummer – von einem Teenager, der Madonna verblüffend nahe kommt. Der auf- und abwippende Beat ist vielleicht einen Tick zu schnell (Gay-Disco-Speed); fehlerlose Abmischung aber von den Mixern der Woche, Morales & Munzibai. (4) Treacherous Three: „Turning You On“ (Sugarhill). Ein Take-Off von der Tom-Tom-Club-Nummer „Pleasure Of Love“. Nicht das Beste, was die T 3 bisher vom Zaun gebrochen haben, wenngleich sich Kool Mo’D einmal mehr als der anerkanntermaßen schnellste und wendigste Rapper der USA bestätigt! (3)

CD III: „Get Tough“ (Prelude). Halb gesungene, halb gerappte realife-Story von zwei Teens aus der Bronx, das Beklemmendste seiner Art seit Run DMC’s „Hard Times“. Voll-elektronisch, mit intelligent eingesetzten Scratch-Breaks, kein reiner Groove-Track, sondern ein Song mit einer stattlichen Melodie und einem kapitalen „we know the world is rough, so get tough “ Chorus. (5)

Alle Import-Maxis u.a. beziehbar über TSR, Lessingstr. 2, 6053 Obertshausen, 0104/41919.) Ulli Güldner