Gang Of Four – Solid Gold
Die Gang of Four sind die politische Band der New Wave. Immer gewesen. Ihre Überlegenheit gegenüber Clash und Konsorten lag darin, daß sie sich zur Überlegung ihrer nächsten Schritte immer viel Zeit nahmen, ihr Berufsrisiko dementsprechend gering hielten und so meistens gut dastanden, während ihre Kollegen sich in Widersprüchen ergangen. Lieber zuwenig als zuviel also, ihre letzte Single hieß ja auch bezeichnenderweise „Outside the Trains don’t run on Time“.
Weit über ein Jahr hat es nun gedauert bis SOLID GOLD als Nachfolger ihres Erstlings ENTERTAINMENT! endlich auf dem Markt war, wobei ihr 1978er Hit „Damaged Goods“ noch heute öfters aus den Boxen einschlägiger New-Wave-Treffs scheppert. Man erwartete also viel, wenn auch wahrscheinlich keiner so richtig wußte, wie er SOLID GOLD nun am liebsten haben wollte. Hatte man die Gang of Four wegen ihrer wohldurchdachten Attacken geschätzt, so mußte man später Songtitel wie „Why Theory?“ hinnehmen. Wollten sie etwa nicht mehr ausschließlich so viel nachdenken und darauf verzichten, die Systeme des gesellschaftlichen und persönlichen Bereiches zu durchleuchten?
Nun, in England (und auf der ganzen Welt) hat sich in den letzten zwei Jahren einiges getan – zumindest musikalisch. Dies muß ein politischer Mensch, eine politische Band beachten, will sie nicht in Anachronismus hängenbleiben.
SOLID GOLD spiegelt einen bestimmten Teil der zeitgenössischen englischen Rock-Musik wieder; die Gang of Four, deren politisches Empfinden sich augenscheinlich kaum verändert hat, gibt Einblick in die Dinge, deren Einfluß sich die Gruppe nicht entziehen konnte – oder wollte. Vom Grundrhythmus, von der Grundtendenz her ist SOLID GOLD nicht wesentlich langsamer als ENTERTAINMENT!, nur ist Andy Gills Rhythmusgitarre diesmal nicht so fetzig, das Material nicht so sehr im Rock’n’Roll verwurzelt wie vorher. Die Rhythmusgruppe spielt anstelle des treibenden Beats oft weißesten Funk à la A Certain Ratio, doch trotz dieser „fremden“ Einflüsse (düstere Romantik aus Manchester, etwas Psychedelia aus Liverpool) klingt SOLID GOLD in seiner Konsequenz genauso, wie ich es erhofft habe: nämlich nach der Gang of Four, 1981.
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