GARY MOORE After The War

Das scarface des Hardrock, der Ire Gary Moore, hat es geschafft. Die Meßlatte nach seinem phantastischen Album WILD FRONTIER lag zwar hoch, aber mit Geduld, Souveränität und nicht zuletzt einer hochkarätig besetzten Mannschaft gelingt es Moore, den hohen Level zu halten. Der Ruf als melodiösester unter den Erste-Klasse-Gitarristen dürfte ihm wohl kaum mehr zu nehmen sein. Kein anderer holt ein so ergreifendes Sustain aus seinem Instrument, niemand sonst schafft es, solche tief in den keltischen Mythen seiner Heimat verwurzelten Melodiebögen aus den^echs Saiten zu zaubern. Leider kommen dieses Mal in erster Linie die CD-Käufer in den Genuß solcher Höchstleistungen, denn allein die drei CDBonus-Tracks (allesamt Instrumentals) sind Sahnestückchen vom Zuschnitt des Moore-Kultsongs „The Loner“. Amüsant die Hendrix-Anleihen aus „Highway Chile“ in „LIvin On Dreams“ und Moores ironischer Seitenhieb auf die Zeppelin-Trittbrettfahrer in „Led Clones“ mit Ozzy Osbourne als Gastsänger, psychedelisch anmutenden Streichern und einem bonzohaft trommelnden Cozy Powell.

Hat sich Gary auf den Vorgänger-Alben Schritt für Schritt erst als Gitarren-Held, dann als Songwriter etabliert, hat er diesmal auch den durchaus nicht selbstverständlichen Sprung ols gelungener Hardrock-Sänger geschafft. Der KSassenerhalt in der ersten Rockliga ist gar keine Frage mehr, denn Gary spielt locker um die Meisterschaft mit. (uw) (CD mit 3 Bonus-Tracks} 4 THE MULTICOLOURED SHADES Ranchero! (Virgin) „Die Päpste des Gilarrenrock in Deutschland“ seien „Nachahmern wie auch Kritikern ständig um zehn Schritte voraus“, wird in der Bio keck behauptet. Die reichlich verteilten Vorschuß-Lorbeeren sind im Fall der fünfkäpfigen Band aus Recklinghausen allerdings nicht einmal fehl am Platz. Metallischer Rock d la Iggy Pop ist das musikalische Vokabular, das sie artikuliert und präzise umsetzen können. Sicher, manchmal wölzt man mit teutonischer Gründlichkeit standardisierte Riffs breit, stampft voller Ungeduld über R&Bund Country-Terrain oder feiert in Balladen wie „Mainstreet“ und „You Can Run“ den Glanz verlorener Romantik. Trotzdem ist ihr nunmehr viertes Album über weite-Strecken ein fulminanter Schlag ins Kontor des verkalkten Hardrocks. Den Stil-Hobel gezückt, den Meißel in Reserve, lassen Pete Barany & Co selbst anglo-amerikanische Größen alt aussehen, (ak) 4 THE FIXX Calm Anlmals (BMC/RCA) An Imagelosigkeit sind die englischen Ftxx kaum zu übertreffen. CALM ANIMALS, ihr sechstes Werk und gleichzeitig das Debüt bei RCA, macht unbeirrt da weiter, wo Cy Curnin und Genossen mit ihrem 84er-Album, dem bei uns stäflich unterbewerteten PHANTOMS, aufgehört haben.

Produzent Rupert Hine wurde gegen William Wittman ausgewechselt, doch The Fixx blieben trotz des exotischen Aufnahmeortes Montserrat in der Karibik bodenständig: Jamie West-Orams Gitarre zelebriert pathetische Akkorde und singende Soli, von denen sich auch Sänger Cy Curnin zu mächtigem Pathos („Driven Out“, „Precious Stone“) hinreißen läßt. Etwas mehr Lockerheit und sanfter Witz, wie z.B. beim Titelsong „Calm Animals“, wäre anzuraten. Doch immerhin brillieren sie mit den raffiniertesten Song-Einfällen seit langem — die genannten sind nur ein paar Beispiele. Wenn man sich nur die Gesichter der Jungs merken könnte… {vtj 4 ¿o Are vou Sitting ComforeablyT IPhonograml Sowas nennt man Pech-, Als die britischen Komplex-Rocker IQ vor zwei Jahren mit

dem Major-Debüt NOMZAMO großes Medienecho erntete, blieb die Platte dennoch in den Regalen liegen, die Kids schrien nicht mit. IQ nutzten eine dreimonatige Studio-Einsiedelei, um eine ausgewogene Mischung aus der alten Art-Rock-Schule von Rush bis Japan und potentiellen dreieinhalb-Minuten-Charts-Songs auf die 32 Digitalspuren zu ballern.

Offenbar haben die Labelchefs Cliff Burnstein und Peter Mensch (Macher von Def Leppard und Metallica) den fünf Soundbastlern gewaltig mit dem Kommerz-Stöckchen auf den Finger gehauen. Vor allem aber ist der Markt für diese Band genau jetzt überreif, schließlich dümpelt Marillion in den ewigen Fish-Gründen und auch von Genesis ist vorerst nichts zu erwarten. Klar eine Band und eine Platte für Fans. Die aber könnten sich rasend schnell vermehren, (pwj 5